„RiseUp4Rojava“-Aktion am Tişrîn-Damm
Unter dem Motto „RiseUp4Rojava“ haben Beteiligte der Mahnwache am Tişrîn-Damm gegen die Angriffe der Türkei und deren Söldner protestiert. Am Rande der Aktion waren Bombeneinschläge zu hören.

Am Samstag werden zwei Monate vergangen sein, seit die Friedenswache am Tişrîn-Damm initiiert wurde. Noch immer protestieren Menschen aus der gesamten Autonomieregion Nord- und Ostsyrien täglich unter Todesgefahr auf der Dammanlage, um sie vor Angriffen der Türkei und deren dschihadistischer Proxyarmee SNA zu schützen – trotz Drohnen- und Artillerieangriffen.
Aktuell wird die Mahnwache am Tişrîn-Damm von Menschen aus Dêrik, Girkê Legê, Til Koçer und Çilaxa getragen. Den gestrigen Protesttag leitete eine Gruppe junger Frauen mit einer Aktion ein. Jede der Frauen hielt einen Buchstaben hoch, die zusammen das Wort „RiseUp4Rojava“ bildeten. Dabei skandierten sie „Bijî Berxwedana Tişrînê“ – „Es lebe der Widerstand Tişrîns“ und zeigten als Zeichen der Solidarität eine Fahne der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD).
Der Tag wurde fortgesetzt mit einer Theaterperformance und ausgiebigen
Tänzen zu kurdischer und arabischer Musik. Während mehrere Teilnehmende
der Friedenswache eine lange Kette bildeten und den Govend tanzten – so
heißt der traditionelle Folkloretanz Kurdistans – schlugen in
unmittelbarer Nähe des Damms von türkisch-dschihadistischen
Besatzungstruppen abgefeuerte Artilleriegeschosse ein. Die Angriffe
galten Positionen der QSD, die den Damm gegen eine Einnahme durch die
Türkei verteidigen.
Die südlich von Kobanê gelegene Talsperre Tişrîn befindet sich seit
nunmehr drei Monaten im Fokus einer Besatzungsoffensive der türkischen
Armee und Türkei-treuen Islamisten. Als am 8. Dezember das Regime von
Baschar al-Assad gestürzt wurde, nutzten die Türkei und ihre SNA-Söldner
die Gunst der Stunde, um den Damm einzunehmen. Die Anlage stellt einen
der wenigen Übergänge über den Euphrat-Fluss dar und ist für Ankara
entscheidend für ein weiteres Vorrücken bis nach Kobanê.
Die Bedeutung des Staudamms geht jedoch über einen militärisch-strategischen Zweck hinaus. Der Tişrîn ist für hunderttausende Menschen im Kanton Firat überlebenswichtig, da er essentiell für die Energieinfrastruktur ist und Wasser und Strom liefert. Im Dezember wurde der Damm infolge türkischer Angriffe so stark beschädigt, dass er praktisch betriebsunfähig ist. Über 400.000 Menschen sind nach Angaben der Demokratischen Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens (DAANES) von der Wasser- und Stromversorgung durch den Tişrîn abgeschnitten.
Neben dem Staudamm wird auch die am 8. Januar von den Volksräten der Kantone der DAANES auf dem Gelände der Anlage ins Leben gerufene Mahnwache am Tişrîn ständig von der Türkei und ihren Dschihadisten angegriffen. Laut Zahlen der Selbstverwaltung wurden seit Beginn der Protestaktion mindestens 25 Zivilist:innen durch Drohnen- und Artillerieschlägen getötet, darunter auch lokale Journalist:innen und Sanitäter:innen. Über 200 Personen wurden teilweise schwer verletzt. Unter ihnen sind auch der deutsche Physiotherapeut Jakob Rihn sowie die aus Eberstadt bei Heilbronn stammende Klimaaktivistin Lea Bunse.
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