Geiselnahmen durch SNA in kurdischen Vierteln von Aleppo
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Bei ihrem Angriff auf die Şehba-Region hat die Türkei-treue Dschihadistenallianz „SNA“ Menschen aus den kurdischen Stadtvierteln Aleppos als Geiseln genommen. Unter ihnen seien vor allem Frauen. Die YPJ fordern ihre umgehende Freilassung.
Bei ihrem Angriff auf die Şehba-Region hat die Dschihadistenallianz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) Menschen aus den kurdischen Stadtvierteln Aleppos als Geiseln genommen und in die türkische Besatzungszone verschleppt. Darauf machte die Generalkommandantur der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) am Montag in einer Mitteilung aufmerksam. Wie viele Geiseln sich derzeit in den Händen von Terroristen befinden, sei zwar noch unklar. De facto seien jedoch vor allem Frauen, die sich als Mitglieder der Hêzên Parastina Civakî (HPC) am zivilen Widerstand in Şêxmeqsûd (Scheich Maksud) und Eşrefiyê (Ashrafia) beteiligten, unter den Entführungsopfern. Die YPJ verurteilten die Geiselnahmen als Kriegsverbrechen und forderten die umgehende Freilassung der Opfer. An internationale Frauen- und Menschenrechtsorganisationen appellierte der Kampfverband, sich für die Entführten einzusetzen.
Parallel zum Überfall der Terrororganisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) auf Aleppo und der Besetzung der Millionenmetropole startete die unter dem Kommando der Türkei stehende SNA einen Großangriff auf die weiter nördlich gelegene Şehba-Region, wo eine Enklave der Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens besteht und deren Zentrum die Stadt Tel Rifat (Tall Rifaat) ist. Dort leben rund 200.000 Menschen, darunter zehntausende Binnenvertriebene aus dem türkisch besetzten Efrîn (Afrin), die nun erneut vertrieben werden. Die SNA profitierte bei ihrer Offensive von einem Sicherheitsvakuum, das dadurch entstand, dass die syrische Regierung und deren Verbündete ihre Soldaten blitzartig aus Aleppo und Şehba zurückgezogen haben.
Turkish backed terrorist “rebels” in Aleppo have taken Kurdish women hostage.
— Diliman Abdulkader (@D_abdulkader) December 1, 2024
Just as Hamas did on October 7th.
The filth and scum in Syria are all backed by NATO member Turkey. pic.twitter.com/nJ9DkbrwBg
Während der Volksrat für Efrîn und Şehba sich zum Rückzug aus der Region rund um Tel Rifat entschieden hat und die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) versuchen, einen humanitären Korridor für die Evakuierung der Bevölkerung in andere Gebiete der Autonomieregion freizukämpfen, leisten die basisdemokratisch organisierten „Gesellschaftlichen Verteidigungskräfte“ HPC, die schon im Kampf gegen den IS das Gros der zivilen Verteidigung stellten, weiter Widerstand gegen die Söldner von SNA – die es neben Tel Rifat auch auf Şêxmeqsûd und Eşrefiyê im Norden Aleppos abgesehen haben. Es gibt Befürchtungen, dass Massaker an der kurdischen Bevölkerung verübt werden können. Denn neben Meldungen über Geiselnahmen gibt es nun auch Berichte über erste Exekutionen an kurdischen Zivilist:innen.
Turkish led SNA fighters recording themselves beating and abusing Kurds they have arrested.
— ScharoMaroof (@ScharoMaroof) December 2, 2024
One of them is a Journalist, wearing a *Press* vest
Worse things are happening behind the camera. https://t.co/Dk5AaacFrZ pic.twitter.com/aJsdlTcg0x
„Diese Art der Verletzung des Kriegsrechts und die Verschleppung von Menschen als Geiseln ist Teil der Kriegsführung von Barbaren wie der SNA“, betonte das YPJ-Kommando. Auch ein Kriegsinstrument: Als die Söldner am Sonntag vor Tel Rifat standen, um zu töten und zu entführen, filmten sie alles auf Handys und kleinen Kameras und stellten die Szenen in sozialen Netzwerken zur Verfügung. Von den YPJ verifizierte Videos zeigen etwa, wie Terroristen weibliche und männliche HPC-Mitglieder in ihre Fahrzeuge stoßen und ihnen drohen, sie als „Sklaven“ zu halten. An zwei junge Frauen gerichtet heißt es in einem der Videos: „Wir werden euch wieder auf Märkten verkaufen.“ Schon der IS hatte in Syrien und im Irak Frauen entführt und auf Sklavenmärkten angeboten. Dass sich auch die SNA diesem Verbrechen schuldig macht, sei ein Hinweis auf die „männliche Dominanz“ gegenüber den freien kurdischen Frauen, die traditionell im Widerstand gegen das Patriarchat sind. Mit ihrem „unmenschlichen Verhalten“ offenbarten die Dschihadisten das Ausmaß ihrer Misogynie. Die YPJ forderte das Internationale Rote Kreuz, Amnesty International und andere Organisationen zum Handeln für die Geiseln auf. An die Türkei gerichtet kündigte der Frauenkampfverband Vergeltung an.
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