Aleppo: Angriffe von HTS und türkeitreuen Söldnern
- 17:42 QSD-Sprecher: Unsere Aufgabe ist der Schutz der Bevölkerung
- 16:32 DEM und CHP sprechen über Lösung der kurdischen Frage
- 15:33 Siebte Verhaftung wegen Zwangsverwaltungsprotest in Mêrdîn
- 14:20 Jeremy Corbyn kritisiert Razzia im kurdischen Gemeinschaftszentrum
- 13:07 Türkeitreue „SNA“ rückt auf Tel Rifat vor
- 11:57 Nach Bombardement in Fafîn: 13-Jährige erliegt Verletzungen
- 10:09 Aleppo: Angriffe von HTS und türkeitreuen Söldnern gehen weiter
- 08:02 Ko-Bürgermeister von Miks nach neun Jahren zu Haft verurteilt
- 07:17 „Wir sind nicht bereit, uns als Presse vom Staat auf Linie bringen zu lassen“
- 06:35 Elf Oppositionelle in Amed unter Meldeauflagen freigelassen
Die Journalistin Stêrk Gulo berichtet, dass die Angriffe von HTS und türkeitreuen Söldnern auf Aleppo anhalten. Die kurdische Journalistin warnt, dass ein Zusammenbruch Syriens bevorstehe, wenn das Regime keine Hilfe von den QSD anfordere.
Die heftigen Gefechte um Aleppo und Idlib halten an. Der Al-Qaida-Ableger Hayat Tahrir al-Sham (HTS) rückt mit Unterstützung türkeitreuer Söldnergruppen auf Aleppo vor. Bisher sollen nach Angaben der SOHR (Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte) mehr als 200 Menschen bei den Angriffen getötet worden sein. Die Terrormilizen haben bereits einige Gemeinden und Teile der Schnellstraße M5 unter ihre Kontrolle gebracht. Währenddessen bombardieren das Assad-Regime und Russland die Angreifer. Bisher herrscht Unklarheit, wie sich die Auseinandersetzungen weiter entwickeln werden.
„Ein von langer Hand geplanter Angriff“
Die Journalistin Stêrk Gûlo analysierte die Situation für die Nachrichtenagentur Mezopotamya. Sie berichtete, dass HTS gemeinsam mit protürkischen Söldnern auf Aleppo vorrücke. Die Kämpfe hätten in der im Westen von Aleppo gelegenen „demilitarisierten Zone“ begonnen. Gûlo erklärte: „Dieses Gebiet befand sich unter der Kontrolle türkeitreuer Gruppen. Die Angriffe begannen von hier aus. Die Vorbereitungen für diese Angriffe wurden lange im Voraus getroffen. Bei Cerablus, Azaz, Idlib und al-Bab handelt es sich um Orte, an denen sich diese paramilitärischen Gruppen seit 2016 festgesetzt haben. Auch die HTS war hier seitdem präsent. Bei HTS handelt es sich um eine Gruppe, die auf der Terrorliste der Vereinten Nationen (UN) steht. In den Angriffen Israels auf den Süden Syriens haben diese Gruppen eine Gelegenheit gesehen. Die türkeitreuen Paramilitärs haben ebenfalls die Chance gewittert, gemeinsam mit HTS vorzugehen.“
„Das Ziel ist die M5“
Stêrk Gûlo wies es als Ziel der HTS aus, die Schnellstraße M5 zu erobern, da es sich dabei um die Verbindung zwischen Damaskus und Aleppo handelt. Aufgrund der Eroberung von Teilen der M5 sei es für Zivilist:innen unmöglich geworden, aus Aleppo nach Damaskus zu fliehen. Währenddessen stünden die Angreifer bereits „sehr nahe vor Aleppo“.
„Es geht um die Interessen der Türkei“
Weiter führte Gûlo aus: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass HTS hier offen auftreten wird. Denn sie befindet sich auf der UN-Terrorliste und ist auch nicht Teil der von der Türkei kontrollierten Syrischen Nationalarmee (SNA). Sie hat aber ihren Namen einfach geändert und ihre Existenz fortgesetzt. Die Türkei unterstützt HTS bei diesen Angriffen. Denn hier stehen die Interessen der Türkei im Vordergrund. Die Türkei will die Straßen von Aleppo nach Mosul unter ihre Kontrolle bekommen. [Die türkeitreuen Söldnergruppen] Furqat al-Hamzat und Nureddin al-Zenki haben immer wieder Präsenz in der Nähe von Aleppo gezeigt. Allerdings möchte die HTS dort die Kontrolle übernehmen. Die Einnahme des Rands von Aleppo scheint für sie das erste Ziel zu sein. Sie wollen in das Gebiet Kafr Hamra vordringen. Es scheint, dass die syrische Regierung diese Angriffe nicht akzeptieren wird. Im Moment herrscht noch Ungewissheit. Wir wissen jedoch, dass die Türkei ihr Territorium in diesem Gebiet erweitern möchte. In jüngsten Erklärungen hat Syrien die Türkei aufgefordert, die Region zu verlassen. Erdoğan soll selbst offiziell das Signal zu diesen Angriffen gegeben.“
Das Vorrücken auf Kafr Hamra zeigt die Ausrichtung der Kämpfe auch gegen die selbstverwalteten Strukturen. Kafr Hamra grenzt direkt an das selbstverwaltete Stadtviertel Eşrefiye in Aleppo, was dann das nächste Ziel darstellen dürfte. Auch die Region Efrîn-Şerawa ist akut bedroht.
„Wenn die QSD nicht um Hilfe gefragt werden, dann droht Syrien zu zerbrechen“
Gûlo wies darauf hin, dass bei der Abwehr der Angriffe im Moment nur Russland Luftunterstützung leiste. Die internationale Koalition wisse von den Angriffen, verhalte sich aber nicht dazu. Gûlo weiter: „Jetzt rücken die Angreifer in Richtung der Dörfer um Şerawa vor. Viele zivile Siedlungen mussten geräumt werden. Wir bekommen Berichte, dass die Menschen gezwungen sind, zu fliehen. Die Befreiungskräfte Efrîns (HRE) zeigen dort Präsenz und erwidern die Angriffe. Wenn das syrische Regime keine Unterstützung von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) anfordert, dann besteht die Gefahr der Teilung oder gar der Vernichtung Syriens. Das Hauptziel all dieser Gruppen ist es, Syrien zu teilen und zu zersplittern. Die QSD haben mehrfach erklärt, dass Syrien nicht geteilt werden solle und dass sie bereit seien, als demokratischer Teil Syriens das Land zu verteidigen. Dies ist eine Gelegenheit. Wenn die Kräfte des syrischen Regimes und der QSD hier zusammen vorgehen, können diese Angriffe aufgehalten werden.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen