DAANES fordert Hilfe bei Versorgung der Flüchtlinge aus dem Libanon
Im Libanon ergriffen bereits rund 100.000 Menschen die Flucht nach Syrien, viele von ihnen suchen Schutz in Rojava. Die dortige Selbstverwaltung fordert Unterstützung bei der Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten.
Wegen der seit Tagen andauernden israelischen Luftangriffe auf den Libanon sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) bereits rund 100.000 Menschen nach Syrien geflohen. Der Flüchtlingsstrom dauere weiter an, erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi am Montag im Onlinedienst X. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR sowie das syrische Rote Kreuz seien an vier Übergängen vor Ort, um die Geflüchteten zu unterstützen. Auch lokale Behörden seien vertreten.
Laut dem UNHCR sind rund 60 Prozent der Geflüchteten Syrerinnen und Syrer, die einst vor dem Krieg in ihrem Heimatland in den Libanon geflohen waren. Die übrigen 40 Prozent seien libanesische Staatsangehörige. Nach den israelischen Bombenangriffen in Beirut, bei denen am Freitag unter anderem der Anführer der Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, getötet wurde, verdoppelte sich laut der UN-Organisation die Zahl der Flüchtenden am nordwestlichen Grenzübergang Richtung Homs in Syrien. Die meisten Menschen fliehen aber über den Grenzübergang rund 70 Kilometer südwestlich von Beirut Richtung Damaskus.
Auch in den Gebieten der Demokratischen Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien (DAANES) suchen aus dem Libanon geflüchtete Menschen Zuflucht. Nach Angaben des von der DAANES gebildeten Krisenstabs sind allein am Sonntag und Montag über 3.200 syrische Rückkehrer:innen in die Autonomieregion eingereist, mehr als die Hälfte der Menschen seien Frauen und Kinder. Diejenigen unter ihnen, die aus der Region stammen, können nach Vorlage ihrer Dokumente zu ihren Familien weiterreisen. Für Menschen, die keine Verwandten in der Region haben, wird die Selbstverwaltung spezielle Aufnahmezentren einrichten.
Um die Herausforderung bei der Unterbringung der Geflüchteten aus dem Libanon zu bewältigen, ruft die DAANES zu Unterstützung auf. „Unter Bekräftigung unserer uneingeschränkten Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen appellieren wir an die internationale Gemeinschaft und alle internationalen Organisationen, die sich mit Flüchtlingsfragen befassen, uns die Hand zu reichen, damit wir den Flüchtlingen jede erforderliche Hilfe leisten können“, erklärte die Selbstverwaltung am Montag. Sie erneuerte auch ihre Forderung, den Grenzübergang Til Koçer (Al-Yarubiyah) für die Lieferung humanitärer Hilfe zu öffnen.
Der einzige Grenzübergang, über den offizielle UN-Hilfsgüter unabhängig vom syrischen Regime über den Irak in den Nordosten Syriens gelangen konnten, war die Passierstelle in Til Koçer, die gegenüber der irakischen Stadt Rabia liegt. Seit der auf Beschluss des UN-Sicherheitsrats auf russisches und chinesisches Drängen hin erfolgten endgültigen Schließung des Übergangs Anfang 2020 läuft die UN-Hilfe über Damaskus – und kommt wenn überhaupt nur verzögert im Nordosten an. Die DAANES fordert die Vereinten Nationen schon länger auf, sich für die Wiedereröffnung des Grenzübergangs oder die Einrichtung eines neuen vom syrischen Regime unabhängigen Zugangs für Hilfsgüter in die Region einzusetzen – bisher vergeblich.
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