Projekt: Ein Spielplatz für Şengal
„Spielen ist ein Kinderrecht“, meint die Bielefelder Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V., die ein neues Projekt für Kinder in Şengal im Nordwestirak gestartet hat. Ein erster Spielplatz wurde eröffnet, neun weitere sollen folgen.
Die Bielefelder Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V. (IFHK) organisiert seit 2016 humanitäre Projekte in Kurdistan, um Menschen unabhängig von ihrer kulturellen und religiösen Identität bei einer selbstbestimmten Gestaltung ihres Lebens zu unterstützen. Der Schwerpunkt liegt auf Kindern und Familien, die besonders unter den Folgen von Krieg und Gewalt leiden. Zuletzt wurde ein Spielplatzprojekt für Kinder in Şengal initiiert.
Emine Gözen, Vorsitzende der Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V., hat sich gegenüber Yeni Özgür Politika zu dem Projekt geäußert. Der erste Spielplatz, Baxçê Axîn, wurde im Mai dieses Jahres eröffnet. Der Spielplatz ist nach einem Kind namens Axîn benannt, das 2022 im Alter von sechs Jahren ermordet wurde.
Die Idee für das Spielplatzprojekt sei 2022 bei einem Besuch in Şengal aufgekommen, sagte Emine Gözen und erläuterte: „Die Region Şengal liegt im Norden des Iraks und wird mehrheitlich von Êzîd:innen bewohnt. 2014 wurde Şengal von der Terrormiliz IS überfallen. Der IS verübte einen Genozid und Femizid an den Êzîd:innen. Die Folgen wirken bis heute schwer nach.“
Bei dem Besuch sei aufgefallen, dass die Bedürfnisse von Kindern oft übersehen werden, so Emine Gözen weiter: „Wir begannen darüber nachzudenken, wie wir die Kinder sichtbar machen könnten. Damals gab es in Xanesor einen Plastikspielplatz. Es war der einzige Spielplatz in der Gegend, und die Familien haben weite Strecken zurückgelegt, um ihre Kinder dorthin zu bringen. Es war eine tragische Situation. Aus dieser Situation heraus begannen wir, den Grundstein für unser Spielplatz-Projekt zu legen, mit der Idee, die Kinder dieses kleinen Viertels sichtbar zu machen. Uns wurde erzählt, dass die Kinder nicht mehr stillsitzen konnten, als sie von dem Projekt hörten.“
Die Initiative will zehn Spielplätze bauen, einen davon im Zentrum von Şengal. „Als die Kinder damals hörten, dass eine Organisation nach Şengal gekommen war, um einen Spielplatz zu bauen, sagten sie: Wir wollen auch einen Spielplatz!“, erzählte Emine Gözen. „Deshalb werden wir unseren zweiten Spielplatz im Zentrum von Şengal eröffnen und den dritten in einem Dorf, das uns von êzîdischen Frauen vorgeschlagen wurde. Interessanterweise ist der von den Êzîdinnen vorgeschlagene Ort ein arabisch-muslimisches Dorf: ,Warum dieses Dorf? Es ist arabisch und muslimisch', fragte ich, und die Antwort einer Mutter rührte mich: ,Nun, wie können wir mit Feindschaft den Frieden fördern?'
Die Eröffnung des Spielplatzes in der Gemeinde Boruk im Mai dieses Jahres fand mit großer Begeisterung statt. Die Kinder waren sehr aufgeregt. Die Gemeinde Boruk hat die Verantwortung für den ersten Spielplatz übernommen. Es dauerte etwa ein Jahr, bis der Spielplatz eröffnet werden konnte. Es gibt aber noch viel zu tun. Wir werden die Mängel beheben, indem wir mit unseren Freund:innen in der Region an einem Strang ziehen. Gleichzeitig werden wir auf den Spielplätzen Kantinen einrichten, um die Kinder zu verpflegen. So schaffen wir auch Arbeitsplätze.
Unsere Arbeit hat auch positive Auswirkungen auf kollektive Traumata. Kollektive Traumata sind dauerhaft und werden von Generation zu Generation weitergegeben. Ziel der Spielplätze ist es auch, die Traumata der Kinder ein Stück weit zu lindern, indem sie unbeschwert spielen und Kind sein können. Es ist ein kleiner Schritt, aber er muss getan werden. Auf diese Weise versuchen wir, die Toleranzgrenzen der Gesellschaft zu erweitern.
Unser erster Spielplatz hat rund 18.000 Euro gekostet. Die Kosten wurden durch Spenden von Privatpersonen und von Institutionen und Stiftungen, mit denen wir in Deutschland zusammenarbeiten, gedeckt. Auch die Werdehausen-Stiftung in Deutschland gehört zu unseren Unterstützer:innen. Diese Unterstützung ist ein schönes Zeichen internationaler Freundschaft.
Gleichzeitig arbeiten wir mit Gruppen zusammen, die sich als Demokrat:innen, Revolutionär:innen und Intellektuelle begreifen und sich für das Gemeinwohl einsetzen. Neben dem Bau der Spielplätze ist es unser weiteres Ziel, das Leid in Şengal hier spürbar zu machen und internationale Solidarität zu gewährleisten.
Wir betonen, dass die große Solidarität auch dazu beiträgt, dass die Spielplätze schneller gebaut werden können. Nach dem Bau des ersten Spielplatzes waren die Nachbargemeinden begeistert und wurden aktiv. Vor allem die Gemeinden Xanesor und Şengal haben viel zum Bau des Spielplatzes beigetragen. Die Gemeinden haben das Projekt mit all ihren Möglichkeiten unterstützt. Dafür möchten wir uns noch einmal herzlich bedanken. Das bisherige Ergebnis hat in uns ein unbeschreibliches Glücksgefühl ausgelöst, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns.“
„Wir alle können einen Beitrag leisten!“
Emine Gözen hofft auf weitere Spenden für das Projekt und erklärte: „Jede Unterstützung macht ein Kind glücklich und sichtbar.“ Die Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V. ist gemeinnützig, Spenden sind steuerlich absetzbar. Wer sich darüber hinaus aktiv an Wiederaufbauprozessen in Kurdistan beteiligen möchte, kann Kontakt mit dem Verein aufnehmen.
Spendenkonto
Initiative für Frieden und Hoffnung in Kurdistan e.V.
Sparkasse Bielefeld
IBAN: DE53 4805 0161 0025 4829 77
BIC: SPBIDE3BXXX
Verwendungszweck: Spielplatz
PayPal Spendenlink: t1p.de/paypal-spielplatz
Kontakt
E-Mail: info@initiative-kurdistan.org
Web: www.initiative-kurdistan.org
Instagram: initiative.frieden.hoffnung
Tel: 015775399487
Allgemeine Informationen zum Projekt
In der Projektbeschreibung heißt es: „Spielen ist ein Kinderrecht – so hält es die UN-Kinderrechtskonvention fest. Doch besonders in Regionen, die stark von Krieg und Armut betroffen sind, stehen die Erfüllung von Kinderbedürfnissen und Kinderträumen weit hinten an. Der Mangel an kindgerechten Spielmöglichkeiten macht sich auch in der Region Şengal im Nordirak (Südkurdistan) stark bemerkbar. Genau das soll sich nun ändern. Als ein Bündnis demokratischer Organisationen in Bielefeld sind wir gemeinsam in die Offensive gegangen: Wir wollen den Kindern in Şengal ihren Kindheitstraum erfüllen, indem wir ihnen den lang ersehnten Platz zum Spielen ermöglichen. Denn wir sind überzeugt: Unbeschwertes Spielen ist das Recht eines jeden Kindes. Unser Ziel ist es, mit eurer finanziellen Unterstützung die Region Şengal mit Spielplätzen zu bereichern und den Zugang zu ausreichenden und altersgerechten Spielflächen in Wohnungsnähe zu ermöglichen. Dabei werden die Kinder von Anfang an in die Gestaltung mit einbezogen.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen