Direkt zum Hauptbereich

Halime, halte durch!

 


Der jüngste Drohnenangriff in Rojava traf Halime Mihemed Osman, Sprecherin der Organisation Sara zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Unsere Autorin Nûdem Derya sieht in dem Angriff die Furcht des türkischen Staates vor der Stärke von Frauen.

Halime Mihemed Osman im November 2021 in Kobanê, fotografiert von Nazım Daştan für ein Interview mit der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA)

Donnerstagabend, 18. April 2024: Wir sitzen zusammen, als Frauen, erzählen über die Geschichte, die von Männern geschrieben wurde. Diskutieren, wie wir die Geschichte der Frauen hervorholen können.

An diesem Abend finden überall in der Region Feiern zum Jahrestag der KJK statt, der weltweiten gesellschaftlichen Selbstorganisierung der kurdischen Frauenbewegung. Einer Struktur, die in den letzten Jahren einen großen Beitrag dazu geleistet hat, kurdische Frauen sichtbar zu machen und zu stärken, gegen koloniale Gewalt von außen und innen.

Eine von uns blickt auf ihr Telefon und sieht, dass in Kobanê ein Auto attackiert wurde. Vor einer Stunde sprachen wir noch darüber, dass es gerade nur vermeintlich ruhig und sicher ist und viele Frauen, die wir kennen, jeden Tag in Gefahr sind.

Um Mitternacht schaue ich auch auf mein Telefon. 35 Nachrichten in der WhatsApp-Gruppe der Frauenorganisation Sara, mit der ich arbeite. Täglich streiten wir als unabhängige Frauen für die Rechte der Frauen, auf der Basis des Gesellschaftsvertrages und der Familiengesetze in der demokratischen Selbstverwaltung hier.

Kurze Zeit später wissen wir: Der Angriff galt Halime Osman und ihrem Mann. Beide waren in ihrem Auto unterwegs, als die Attacke erfolgte, das Fahrzeug in Flammen aufging. Die Eltern von fünf Kindern sind jetzt im Krankenhaus, ein Wunder, dass sie leben, das Auto ist völlig ausgebrannt.

Halime geht in Kobanê zu den Frauen, wann immer es ein Problem gibt; frühmorgens und spätabends. Schon vor der Revolution organisierte sie sich mit vielen anderen Menschen in Kobanê gegen das Baath-Regime. Im Kampf gegen Daesh (arabisches Akronym für „Islamischer Staat“) schickte sie ihre Kinder aus der Stadt, gemeinsam mit ihrem Mann beteiligte sie sich an der Verteidigung. Seit vielen Jahren arbeitet sie schwerpunktmäßig für die Rechte von Frauen in Kobanê, seit drei Jahren im Vorstand von Sara, seit September 2023 als Sprecherin.

Gestern Abend haben der türkische Staat und seine Komplizen mal wieder gezeigt, dass sie diese Stärke der Frauen nicht akzeptieren. Dass sie sich davor fürchten.

Sara-Vorstand heute bei einer öffentlichen Presseerklärung in Qamişlo

Der Vorstand von Sara erklärte dazu heute: „Wir wissen, dass die Befreiung, die Entwicklung und der Fortschritt der Frauen die Entwicklung und den Fortschritt der Gesellschaft bedeuten. Sie stehen für ein Ende von Krieg und Unruhen und für die Schaffung von Frieden und Demokratie. Aus diesem Grund werden kämpfende Frauen ins Visier genommen.“

Heute Morgen kommen alle Frauen der sozialen Vereine zusammen, es ist Freitag, Wochenende, aber das spielt keine Rolle. Wir sind gemeinsam wütend, diskutieren, geben eine Erklärung gegen Feminizid, Besatzung und Gewalt ab. Wir stehen zusammen.

Halime, halt durch, du hast schon so viel Stärke gezeigt, du wirst auch das hier schaffen!


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Iran: Onkel von Jina Mahsa Amini zu Haftstrafe verurteilt

medico international: Gezielte Tötung

Aleppo: Männer demonstrieren gegen Gewalt an Frauen