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Prof. Laura Corradi: Öcalans Bücher sind wie das Lied eines Vogels im Käfig


Die italienische Soziologin Laura Maria Corradi sieht in den Gefängnisschriften von Abdullah Öcalan einen großen Beitrag zum Freiheitskampf vieler Menschen auf der ganzen Welt. Seine Analyse der letzten 5.000 Jahre sei fundiert und beeindruckend.

Die assoziierte Professorin Laura Maria Corradi, Dozentin an der Fakultät für Soziologie der Universität Kalabrien in Italien, sieht die Isolierung von Abdullah Öcalan als Beweis für die Angst des türkischen Regimes vor dem kurdischen Vordenker und dem Einfluss seiner Ideen. Laura Corradi ist Ökofeministin und antirassistische Aktivistin und unterrichtet Gender Studies und intersektionale Methodologie. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Fragen der Umweltgesundheit und der Handlungsfähigkeit von Frauen. Im ANF-Gespräch erklärte die Soziologin, dass die Isolation von Öcalan auf der Gefängnisinsel Imrali eine grausame Maßnahme ist.


Von Abdullah Öcalan gibt es seit März 2021 kein Lebenszeichen mehr. „Allein, auf einer Insel, in einem Gefängnis mit 1000 Soldaten, haben wir keinen Beweis dafür, dass er noch am Leben ist. Diese Verletzung der Menschenrechte und der Machtmissbrauch der türkischen Regierung sind ein Beweis für die Angst des türkischen Regimes vor einem jahrzehntelangen Symbol der Freiheit", sagte Laura Corradi und wies darauf hin, dass Öcalan 1998 mit bestimmten Versprechungen nach Italien gekommen sei, die damalige italienische Regierung ihre Versprechen jedoch nicht gehalten habe: „Er kam mit Dino Frisullo und anderen Italienern, die ihn begleiteten. Aber die damalige D'alema-Regierung hat ihr Versprechen nicht eingelöst. Erst nachdem er nach Kenia gebracht und in die Türkei verschleppt worden war, gewährte man ihm politisches Asyl."

Hunderttausende lesen seine Schriften

Corradi sagte, dass Antonio Gramsci, ein italienischer Philosoph, sozialistischer Theoretiker und einer der Begründer der Kommunistischen Partei Italiens, jahrelang unter strengen Isolationsbedingungen inhaftiert war, und betonte, dass die Bedingungen auf der Insel Imrali noch viel strenger seien. Abdullah Öcalan sei trotz der strikten Isolation im Gefängnis weiterhin produktiv gewesen und seine Schriften würden von Hunderttausenden Menschen gelesen. „Viele Bücher, die Abdullah Öcalan in der ersten Zeit seiner Inhaftierung geschrieben hat, darunter das Buch ,Soziologie der Freiheit', über das wir heute noch diskutieren, sind in vielen Sprachen veröffentlicht worden, das ist sehr wichtig", sagte Corradi und verwies auf ein Kapitel im dritten Band von Öcalans „Manifest der demokratischen Zivilisation“, aus dem hervorgeht, dass der Autor in seiner Zelle auf Imrali jeweils nur ein Buch haben durfte.

Das Lied von Freiheit eines Vogels im Käfig

Trotz dieser Art von Repression im Gefängnis sei Öcalan in der Lage gewesen, eine hochkarätige Analyse der letzten 5.000 Jahre kapitalistischer Akkumulation, staatlicher Unterdrückung und des Patriarchats zu verfassen, so Laura Corradi. Damit habe er einen enormen Beitrag zum Freiheitskampf vieler Menschen auf der ganzen Welt geleistet. Abschließend sagte Corradi: „Abdullah Öcalan schreibt über ein Lied, das ein Vogel in einem Käfig singt. Das ist sehr berührend, denn er sagt, dass der Gesang eines eingesperrten Vogels eine Botschaft der Freiheit ist, eine Forderung nach Freiheit. Seine Bücher sind das Lied eines Vogels im Käfig."

 

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