AANES verurteilt Schweigen zu Drohnenterror in Rojava
Abseits jeglicher Aufmerksamkeit und Empörung setzt die Türkei ihren Staatsterror gegen Nord- und Ostsyrien fort. Die internationale Gemeinschaft sei Mittäterin, weil sie die Angriffe durch ihr Schweigen ermögliche, kritisiert die AANES.
Abseits jeglicher Aufmerksamkeit und Empörung setzt die Türkei ihren Staatsterror gegen Nord- und Ostsyrien fort. Ermutigt durch das Schweigen der internationalen Gemeinschaft, eskaliert die türkische Führung seit Wochen den ohnehin seit Jahren in mal niederer und mal höherer Intensität geführten Krieg gegen die Autonomieregion, die auch als Rojava bekannt ist. Wesentliches Element dieses Krieges ist der Terror durch Kampfdrohnen, die einerseits auf die Ausschaltung ziviler und militärischer Führungspersönlichkeiten der Selbstverwaltung zielen, und andererseits auf die Zermürbung und Vertreibung der Bevölkerung. Den letzten bekannten Drohnenangriff verübte der türkische Staat am Freitag in Dêrik (Al-Malikiya). Ziel des Luftschlags war das Haus von Şiblî Şiblî, auch bekannt als Ferhad Dêrik. Der ranghohe Kommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) koordinierte die Zusammenarbeit des multiethnischen Bündnisses mit der internationalen Koalition gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) und leitete das Militärbüro für auswärtige Angelegenheiten in der ostsyrischen Region Deir ez-Zor. Er hinterlässt eine Ehepartnerin und drei Kinder.
Ferhad Dêrik war nicht das einzige Opfer des Drohnenangriffs, auch eine 39 Jahre alte Zivilistin sowie ein elfjähriger Junge wurden verletzt. Kritik aus dem Westen muss Ankara jedoch nicht befürchten. Diese Ignoranz aber ermögliche erst die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei in Nord- und Ostsyrien, betont die Autonomieverwaltung (AANES) in einer aktuellen Mitteilung, und mache die internationale Gemeinschaft zur Mittäterin für die Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen in der Region. „Erdoğan kann seine Kriegspolitik ungehindert verfolgen. Selbst mahnende Worte bleiben aus“, stellt die AANES fest und wirft der Türkei vor, „mit allen Mitteln“ Rojava destabilisieren zu wollen und mit ihren Angriffen den Kampf gegen die Reorganisation der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) aktiv zu verhindern. Mit einer mehrtägigen Luft-Boden-Offensive zu Monatsbeginn hatte der türkische Staat bereits hunderte Ziele in Nord- und Ostsyrien attackiert und mehr als achtzig Prozent der Infrastruktur in Schutt und Asche bombardiert. Rund fünfzig Menschen, darunter Zivilpersonen, wurden getötet, viele weitere verletzt. Nach Angaben der Autonomieverwaltung sind inzwischen nahezu alle fünf Millionen Bewohnerinnen und Bewohner der Region aufgrund des Zerstörungswahns des türkischen Diktators von der Grundversorgung mit Strom, Wasser und Gas abgeschnitten.
Nach humanitärem Völkerrecht stellen das Zerstören ziviler Infrastruktur sowie die gezielte Tötung von Zivilpersonen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar. Dass es dennoch keinen Aufschrei der internationalen Gemeinschaft oder Solidaritätsbekundungen gibt angesichts des türkischen Staatsterrors in Rojava und die Angriffe den meisten Medien kaum eine Berichterstattung wert sind, ließe Zweifel an der westlichen „Wertegemeinschaft“ aufkommen, führte die AANES weiter aus. „Doch auch wenn unsere Regionen umhüllt von Schweigen sind, während das Völkerrecht verletzt und massive Kriegsverbrechen begangen werden, wird man uns zu keinem Zeitpunkt vom Weg des Widerstands gegen den schmutzigen Krieg abbringen können. Wir werden uns gegen alle Versuche wehren, unseren Willen und unsere legitimen Rechte zu rauben“, so die Selbstverwaltung. „Wir verlangen von der internationalen Anti-IS-Koalition und allen aktiven Kräften in Syrien, ihr Schweigen zu den Angriffen auf die Stabilität unserer Regionen und unsere Bemühungen zur Bekämpfung des Terrors zu beenden. Internationale Organisationen und zivilrechtliche Einrichtungen fordern wir auf, den Aufbau der zerstörten Infrastruktur Nord- und Ostsyriens zu unterstützen.“
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