Şengal: Tausende fordern am Genozid-Gedenktag Anerkennung der Autonomie
Tausende Menschen haben sich in der Stadt Şengal versammelt, um an den Beginn des IS-Genozids vor neun Jahren zu erinnern und von der irakischen Regierung die Autonomie der ezidischen Region in Südkurdistan zu fordern.
Am Donnerstag gingen in der Stadt Şengal (Sindschar) tausende Ezid:innen auf die Straße, um des Beginns des IS-Genozids zu gedenken und eine Anerkennung der Region zu fordern. Der große Demonstrationszug startete vor dem Gebäude des Volksrats von Şengal unter Parolen, die sich gegen den Verrat richten. Gemeint damit ist unter anderem die mit der Türkei verbündete PDK, welche die ezidische Bevölkerung im Vorfeld des Genozids entwaffnete, falsche Schutzversprechen abgab und dann ihre Tausenden schwer bewaffneten Peschmerga direkt vor dem Einmarsch des IS („Islamischer Staat“) abzog und die Menschen dem Genozid überließ.
Mîr Nayif: Die Rechte der Ezid:innen umgehend anerkennen
Auf der Abschlusskundgebung ergriff zuerst der ezidische Vertreter Mîr Nayif das Wort: „Wir werden den IS-Genozid am ezidischen Volk ebenso wenig vergessen wie die plötzliche Flucht der PDK-Kräfte vor neun Jahren, durch die unser Volk schutzlos zurückgelassen wurde. Weil die PDK Şengal nicht verteidigte, konnte der IS in die Region eindringen und Tausende von Menschen massakrieren oder verschleppen. Obwohl die genozidalen Angriffe des IS gegen das ezidische Volk auf die Tagesordnung der internationalen Gemeinschaft kamen, reagierte diese nur träge. Die Rechte des ezidischen Volkes müssen so bald wie möglich anerkannt und die notwendigen Schritte dafür eingeleitet werden.“
Xwedêda Ilyas: Massenmord und Verfolgung verhindern
Anschließend ergriff Xwedêda Ilyas im Namen der Autonomen Verwaltung von Şengal das Wort und unterstrich, dass die Befreiung von Şengal das Ergebnis der großen Leistungen der Kämpfer:innen der Guerilla und der YPG/YPJ sei und die Bevölkerung nur aufgrund dieser Anstrengungen in ihre Heimat zurückkehren konnte. Xwedêda Ilyas sagte: „Die Rückkehr nach Şengal ist die wichtigste Antwort auf den Genozid. Als Selbstverwaltung von Şengal sind wir uns bewusst, dass weitere Massenmorde und Verfolgungen durch ein freies und autonomes Şengal verhindert werden können.“
Kurtay Şengalî: Êzdîxan durch YBŞ und YJŞ stärken
Im Namen der Widerstandseinheiten Şengals (YBŞ) erklärte Kurtay Şengalî: „Unser Volk verlässt sich nicht mehr auf eine fremde Macht. Es ist zu der Überzeugung gelangt, dass kein Massenmord, keine Verfolgung verhindert werden kann, wenn es nicht auf seine eigene Kraft vertraut. Genozid und Verfolgung werden durch die Stärkung der YBŞ/YJŞ und der Asayişa Êzdîxanê verhindert. Der Ort, an dem wir uns jetzt befinden, wurde durch das Blut von Hunderten von Gefallenen befreit. Die Guerilla kam von den Bergen und befreite die Region, in der wir uns jetzt befinden. Diese Tatsache sollte niemals vergessen werden. Den Verrat der PDK zu vergessen, wäre der größte Verrat, den diese Gesellschaft an sich selbst begehen könnte. Heute senden wir eine Botschaft an unser Volk und sagen, dass es über eine Kraft verfügt, die es unter großen Opfern verteidigen kann. Diese Kraft sind die YBŞ-YJŞ und Asayişa Êzdîxanê."
Naim Bedel: Der IS mordete mit irakischen Waffen
Am Ende der Abschlusskundgebung sprach Naim Bedel von der ezidischen Frauenbewegung TAJÊ. Sie erinnerte an den Verrat durch die PDK und führte aus: „Es wäre unzureichend, zu sagen, dass uns nur die PDK verraten hat. Denn auch der Irak war für die Verteidigung von Şengal verantwortlich. Die irakischen Streitkräfte sind noch vor den PDK-Kräften geflohen und haben den Weg für den IS geebnet, der uns mit den Waffen, die er der irakischen Armee abgenommen hatte, abschlachtete. Die IS hat uns mit irakischen Waffen ermordet. Der Irak hat noch immer niemanden für das Verbrechen des Rückzugs aus Şengal bestraft. Vor dem Genozid sind einige Beamte der irakischen Armee geflohen und haben sich mit dem IS zusammengetan. Aber heute führen diese wieder ihre alten Aufgaben und Verantwortlichkeiten weiter. Als ezidische Gemeinschaft fordern wir die sofortige strafrechtliche Verfolgung derjenigen, die den Genozid zugelassen haben."
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