Frauenforum in ehemaliger IS-Hauptstadt Raqqa
In Raqqa hat ein bedeutendes Frauenforum stattgefunden, bei dem der Kampf gegen Feminizid im Mittelpunkt stand. Vor allem ging es um die Unterstützung der ezidischen und der afghanischen Frauen.
Frauenorganisationen aus Nord- und Ostsyrien versammelten sich zum Frauenforum in der ehemaligen IS-Hauptstadt Raqqa. Unter dem Motto „Ein freies Leben gegen den Massenmord an Frauen aufbauen“ beschäftigten sich die Frauen mit der Unterstützung des Frauenkampfes in der Şengal-Region und dem Kampf von Frauen gegen das Taliban-Regime in Afghanistan. Das Forum, an dem Frauen der Verteidigungskräfte, des Frauendachverbands Kongra Star, der Êzîdischen Frauenunion, der Jineolojî-Akademie, der Frauenvereinigung Zenobiya, der Frauenräte politischer Parteien, des Frauenrates Syriens und verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen teilnahmen, fand in den Räumen der Sherq-Universität in Raqqa statt.
Auf dem Forum wurden Frauenmorde weltweit, Feminizide in Afghanistan und im Nahen Osten, der Feminizid und der Widerstand der Ezidinnen sowie Lösungsvorschläge gegen den Massenmord an Frauen diskutiert und bewertet. Dabei lag der Fokus auf den Ezidinnen und Afghaninnen. Augenzeugenberichte über den Massenmord an ezidischen Frauen und der Frauenkampf auf der Grundlage des Prinzips der Selbstverteidigung nahmen eine zentrale Stelle ein.
In den Diskussionen auf dem Forum wurde betont, dass die Vertiefung der Frauenbildungs- und Organisierungsarbeit essentiell sei, um die Führungsrolle von Frauen im politischen, militärischen und sozialen Bereich auszufüllen. Immer wieder wurde in diesem Zusammenhang die Einheit von Frauen betont. Dabei ging es insbesondere um die Einheit der kurdischen, arabischen und ezidischen Frauen.
Universalistisches Verständnis von Frauenbefreiung
Auf dem Forum wurde Bezug auf eine Unterstützungskampagne der Gemeinschaft der Frauen Kurdistans (KJK) für die Frauen in Şengal und Afghanistan genommen und ein internationalistisches Verständnis von Frauenbefreiung in den Mittelpunkt gestellt. Die KJK hat vom 3. bis 15. August eine Solidaritätskampagne für die ezidischen und afghanischen Frauen ausgerufen. Der Zeitraum der Kampagne markiert den Beginn des Genozids und Feminizids am 3. August 2014 in Şengal und die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan am 15. August 2021. Auf dem Forum wurde auch beschlossen, Aktionen für die Freiheit des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan durchzuführen. Öcalan ist eine der entscheidenden Inspirationsfiguren der Frauenbewegung in Kurdistan und im Nahen Osten. Daher spielt seine Freiheit für die Frauenbewegung eine zentrale Rolle.
„Die Unterdrückung von Frauen ist die Quelle gesellschaftlicher Probleme“
Im Anschluss an die Diskussionen wurde eine Abschlussresolution des Forums vorgestellt. Zozan Şemo, stellvertretende Vorsitzende des Frauenrates der Syrischen Zukunftspartei, verlas die Erklärung, in der betont wurde, dass die Unterdrückung der Frauen im Nahen Osten die Quelle aller gesellschaftlichen Probleme ist und dass es nicht möglich sei, eine Lösung für aktuelle Probleme zu finden, ohne diese Frage und ihre Geschichte zu analysieren.
Beschlüsse des Forums
Die auf dem Forum gefassten Beschlüsse wurden in der Abschlusserklärung wie folgt wiedergegeben:
- Der Kampf gegen sexualisierte Gewalt und Gewalt an Frauen im Allgemeinen ist essentiell. Dabei ist die Schaffung einer demokratischen Familie und einer gerechten, gleichberechtigten Gesellschaft möglich.
- Frauen sollten über die Gefahren des gegen sie geführten Spezialkriegs in den virtuellen Medien sensibilisiert werden.
- Die Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ muss weiterverbreitet werden.
- Mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft sollte der 3. August zu dem Tag der Anerkennung der Rechte und der Kultur der Ezid:innen werden, an dem die IS-Verbrecher von den Gerichten der Selbstverwaltung zur Rechenschaft gezogen werden.
- Die Frauenfrage ist weiterhin ungelöst. Wenn keine echte Lösung für diese Frage gefunden wird, können auch andere Probleme nicht gelöst werden. Genozide und Massaker werden überall auf der Welt anerkannt, aber der Massenmord an Frauen nicht. Als Frauenorganisationen und -bewegungen werden wir im Sinne unserer Verantwortung dafür kämpfen.
- Um die Sicherheit der Frauen im Nahen Osten und in Nordafrika zu gewährleisten, sollten Initiativen gegen Besatzung und Feminizide unterstützt und ausgebaut werden. Verbrechen an Frauen und Feminizide müssen aufgedeckt und öffentlich gemacht werden.
- Es muss darauf hingearbeitet werden, die Identität von Frauen aus verschiedenen Kulturen, Religionen und Gemeinschaften zu schützen und zu fördern.
- Das Schicksal aller „verschwundenen“ Frauen muss aufgeklärt werden.
- Die Politik des türkischen Staates muss öffentlich angeprangert werden. Der türkische Staat muss aus allen von ihm besetzten Gebieten in Syrien vertrieben werden.
- Es muss eine Weltfrauenbewegung geschaffen und der Weltfrauenkonföderalismus ins Leben gerufen werden.
- Es werden Arbeiten zur Aufhebung der Isolation von Abdullah Öcalan stattfinden.
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