Şehba: Drei Gesundheitszentren aufgrund von Embargo geschlossen
Drei Gesundheitszentren in der vom syrischen Regime und türkischen Truppen eingeschlossenen Region Şehba mussten aufgrund fehlender Versorgung mit Medikamenten und Energie schließen.
Die Situation in der selbstverwalteten Region Şehba in Nordsyrien wird aufgrund des Embargos durch das syrische Regime immer dramatischer. Aufgrund der geschlossenen Grenzen mangelt es an allem. Es wird vor einer humanitären Katastrophe, insbesondere für die 157.000 Binnenflüchtlinge aus dem türkisch besetzten Efrîn, die in Şehba leben, gewarnt.
Stromversorgung bricht zusammen
Die Verwaltung des Avrîn-Krankenhauses in Şehba teilte mit, dass das Krankenhaus in den kommenden Tagen ohne Treibstoff und Medikamentenlieferungen auskommen muss, da die Regierung in Damaskus die Einfuhr von solchen Gütern in den Kanton untersagt habe. Die Stromversorgung läuft aufgrund der Zerstörung von Energieversorgungseinrichtungen vor allem über mit Diesel betriebenen Generatoren, die aufgrund des Treibstoffmangels nun ausfallen.
Arin Ali aus dem Leitungsausschuss des Krankenhauses äußerte gegenüber der Nachrichtenagentur ANHA, dass der Generator nur noch wenige Stunden täglich betrieben werden könne und die Treibstoffvorräte trotz Rationierung bald vollständig zur Neige gingen. Sie appelliert an die regionalen und internationalen Mächte, endlich etwas zu unternehmen, um die drohende humanitäre Katastrophe in Şehba abzuwenden.
Medikamente bleiben aus
Medikamente zur Blutdruckregulierung, gegen Diabetes und Herzkrankheiten sowie Kinderarznei und Vitamine, fiebersenkende Mittel und Verbandsmaterial stehen im Krankenhaus praktisch kaum noch zur Verfügung. Außerdem gibt es keine Medikamente gegen die vor allem in den Sommermonaten auftretende und oft tödliche Krankheit Leishmaniose mehr. Bei einer unbehandelten Leishmaniose faulen den Betroffenen bei lebendigen Leib Weichteile ab. Die Ärzt:innen und die Menschen in der Region sind extrem besorgt.
Arin warnt: „Wenn das Embargo anhält, wird das Krankenhaus bald außer Betrieb gestellt werden müssen. Es wird zu einer humanitären Krise kommen, weil es keine Narkosemittel und Entzündungshemmer mehr gibt.“
Viele Gesundheitszentren wurden geschlossen
Der Kurdische Rote Halbmond musste wegen des Embargos bereits drei Gesundheitszentren schließen. Heyva Sor a Kurd betreibt Gesundheitszentren in den Camps Berxwedan und Serdem, in Adas, Tel Rifat, Ahraz, Burj al-Qas und Ziyaret. Aufgrund des Embargos mussten drei davon geschlossen werden. Im Moment bestehen nur noch die Zentren in den Camps Serdem und Berxwedan, in Tel Rifat und Ahraz. Gleichzeitig können wegen des Treibstoffmangels nur noch wenige Krankentransporter fahren und so können viele Kranke die Gesundheitszentren überhaupt nicht mehr erreichen.
Medikamente verderben aufgrund fehlender Kühlung
Berivan Hisen, Ko-Vorsitzende der Gesundheitskomitees der Kantone Efrîn (im Exil) und Şehba, beschreibt die Probleme: „Das Embargo beeinträchtigt nicht nur die Versorgung mit Medikamenten, sondern auch ihre Aufbewahrung. Für die Aufbewahrung der Medikamente wird Strom benötigt. Viele Medikamente müssen gekühlt gelagert werden; das betrifft unter anderem Diabetes-Medikamente und Medikamente gegen Angstzustände. Aufgrund der Blockade und der Stromausfälle aufgrund des Treibstoffmangels verderben diese Medikamente. Daher ist das Leben vieler Patientinnen und Patienten in Gefahr.“
Hisen weist darauf hin, dass zahlreiche Patient:innen außerdem auf elektrisch betriebene Geräte angewiesen sind. Stromausfälle in Krankenzimmern, Kinderspitälern und Blutzentren gefährdeten ebenfalls das Leben der Patienten.
„Aufgrund des Embargos ist es schwer, Verwundete zu retten“
Hisen erklärt außerdem, dass Menschen durch türkische Angriffe verletzt oder getötet werden. Die Rettung von Verwundeten gestaltet sich aufgrund des Embargos immer schwieriger. Außerdem sei auch die Dialyse für Nierenkranke gefährdet. Dialyse sei ohne Strom praktisch nicht zu betreiben. Das gefährde das Leben vieler Menschen.
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