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Antakya: „Wir brauchen dringend Container“


Nach der schweren Erdbebenserie Anfang Februar sind in Antakya immer noch viele Menschen obdachlos. Die Menschen im Viertel Ekinci fordern dringend Container.

Obwohl 51 Tage seit dem Erdbeben vergangen sind, ist das Problem der Unterbringung in Antakya noch nicht gelöst. In der Stadt liegen noch immer Schutthaufen auf allen Straßen und die Erdbebenopfer brauchen vor allem Zelte und Container. Die Katastrophenschutzbehörde AFAD entzieht sich der Verantwortung und wendet sich diesbezüglich an die Vorsteher der Viertel. Im Viertel Ekinci sind einige Menschen in Zelten untergekommen, die sie von der Bezirksverwaltung Istanbul-Kartal erhalten haben. Andere schlafen in Gewächshäusern und wieder andere in den Zelten ihrer Nachbarn, weil sie kein eigenes Zelt finden können. Die Bewohner:innen von Ekinci fordern eine dringende Lösung für das Problem der Unterkünfte.

Wir brauchen dringend Container“

Einer von ihnen ist Süleyman Önal. Er konnte erst einen Monat nach dem Erdbeben ein Zelt finden und ist wegen der Hilflosigkeit seines zu 94 Prozent geistig behinderten Sohnes in großer Sorge. Sein Haus wurde beim Erdbeben beschädigt, es darf nicht betreten werden. Sein Sohn hatte als Kleinkind einen epileptischen Anfall und braucht ein sicheres Umfeld, erzählt Önal: „Nach dem Erdbeben sind wir zu unseren Verwandten in Mersin gegangen, weil unser Haus beschädigt war. Aber mein Sohn ist dort nicht zurecht gekommen, so dass wir wieder nach Hatay zurückgekehren mussten. Wir konnten hier lange Zeit kein Zelt finden, das gelang erst mit Hilfe unserer Nachbarn. In die Zeltstadt konnten wir nicht gehen, weil mein Sohn ständig schreit und sich in der Öffentlichkeit auszieht. Das verursacht Unruhe in der Umgebung. Er geht auch alleine weg und wir können ihn stundenlang nicht finden. Da er die Gegend kennt, weiß er, wohin er zurückkehren muss. Aber wenn er sich an einem unbekannten Ort verirrt, können weder ich noch seine Mutter ihn finden."

Önal lebt jetzt mit seiner Frau und seinem Sohn in einem Zelt, aber das bringt große Probleme mit sich. Sein Sohn habe große Angst und schreie herum. Önal erklärt, dass sie dringend einen Container bräuchten, um aus dieser Situation herauszukommen: „Die Zelte stehen hier Seite an Seite mit unseren Nachbarn. Mein Sohn hat Angst vor dem Zelt und will deshalb immer draußen bleiben. Wenn er Angst hat, bekommt er einen Anfall und schreit. Alle sind dann beunruhigt. Wir können ihn nicht bändigen, weil er sehr stark ist. Deshalb brauchen wir dringend einen Container. Das ist dann wenigstens wie ein Haus und er kann dort bleiben. Wir sind in einer sehr schwierigen Situation. Wir warten auf eine helfende Hand für einen Container, das ist im Moment unsere vorrangige Forderung."

Angst vor Stürmen und Skorpionen

Auch Aylin Anlar, die in dem Zelt leben muss, das sie in ihrem Garten aufgestellt hat, weil ihr Haus bei dem Erdbeben beschädigt wurde, betont, dass sie dringend Container brauchen. In Antakya komme es zu Ostern regelmäßig zu schweren Unwettern, sagt sie: „Unsere Zelte wurden bereits vom Regen überflutet. Die Betten waren durchnässt, wir konnten keinen Platz finden, um die Kinder schlafen zu lassen, und jetzt steht der Sturm vor der Tür. Ich glaube nicht, dass die Zelte dem standhalten können. In unserem normalen Leben vor dem Erdbeben wurden bei den Frühjahrsstürmen die Dächer weggeblasen."
Das Leben werde jeden Tag schwieriger, meint Aylin Anlar: „Im Sommer werden Schlangen, Reptilien und Skorpione auftauchen. Wie werden wir in diesem Zelt überleben? Wir haben keine Ahnung. Die Probleme im Winter sind anders als im Sommer. Aus diesem Grund müssen wir dringend mit Containern versorgt werden. Das ist unsere Forderung an die Behörden."

„Wir sind am Boden zerstört, aber niemand hört uns“

Ein weiterer Bewohner von Ekinci ist Oğuz Cengiz. Er hat trotz wiederholter Bitten kein Zelt von AFAD bekommen. Vor Jahren hatte er als Bauarbeiter einen Arbeitsunfall, seitdem hat er eine Gehbehinderung. Das habe er den Behörden mitgeteilt, aber ein Zelt wurde ihm trotzdem nicht zur Verfügung gestellt. Seine Wohnung sei bei dem Erdbeben schwer beschädigt worden, sagt er: „Obwohl ich den Behörden wiederholt mitgeteilt habe, dass ich behindert bin, habe ich kein Zelt bekommen. Ich musste im Zelt unserer Nachbarn unterkommen. Aus diesem Grund kann ich meine Familie nicht hierher bringen. Ich kann diesen Ort wegen des Hauses nicht verlassen, all unser Hab und Gut befindet sich darin. Wir sind unglücklich und am Boden zerstört, aber niemand hört unsere Stimmen. Ich bitte die Behörden noch einmal um Hilfe."

Eltern im Traktoranhänger untergebracht

Ersin Atasoy musste seine Eltern in einem Traktoranhänger unterbringen. Er selbst sei zunächst in seinem beschädigten Haus geblieben, weil es keine anderen Unterbringungsmöglichkeiten gab. „Seit dem Erdbeben sind 51 Tage vergangen, aber der Mangel an Zelten hält an. Ich habe vom Ortsvorsteher ein Zelt bekommen, aber es ist viel zu klein. Deshalb müssen meine Mutter und mein Vater in einem Traktoranhänger schlafen. Meine drei und vier Jahre alten Kinder kommen morgen, aber es gibt keinen Platz zum Schlafen für sie. Im Haus kann ich sie wegen der Einsturzgefahr nicht unterbringen, aber es gibt auch kein Zelt. Ich überlege, was ich tun soll, ich brauche Hilfe“, so Ersin Atasoy.

 

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