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GfbV: Katar unterstützt ethnische Säuberung in Efrîn


Der türkische Staat nutzt das Erdbeben für eine gezielte demografische Veränderung. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker berichtet, will Katar die ethnische Säuberung der türkisch besetzten Region Efrîn nach dem Erdbeben unterstützen.

Von dem Erdbeben mit Epizentrum in Hatay am Montagabend war auch Syrien betroffen. Nach vorläufigen Angaben von North Press kamen drei Menschen in den vom Assad-Regime kontrollierten Gebieten ums Leben, über 300 Menschen wurden in Syrien verletzt. In Cindirês in dem von der Türkei besetzten Kanton Efrîn (Afrin) stürzten zwei Gebäude und das Minarett einer Moschee ein. In der Kreisstadt sind bei dem schweren Erdbeben vor zwei Wochen vermutlich über tausend Menschen gestorben, Tausende wurden verletzt und etwa 5000 Familien sollen obdachlos geworden sein. Zuletzt lebten rund 30.000 Menschen in Cindirês.

In der Berichterstattung zum Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet wird in deutschen Medien häufig von „Rebellengebieten“ gesprochen. Tatsächlich werden Idlib und Efrîn vom NATO-Staat Türkei und der islamistischen Organisation Hayat Tahrir al-Sham (HTS) kontrolliert. Efrîn ist vor fünf Jahren völkerrechtswidrig von der Türkei besetzt worden. Die ehemals friedlichste Region in Syrien unterliegt einem türkisch-dschihadistischen Besatzungsregime und hat sich von einem Modellprojekt des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Identitäten zu einem Zentrum von Menschenrechtsverletzungen und gezielter demografischer Veränderung entwickelt.

Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet, will das Golfemirat Katar die ethnische Säuberung der kurdischen Region Efrîn durch die Türkei nach dem Erdbeben unterstützen. „Vor wenigen Tagen besuchte der katarische Botschafter in der Türkei Dschindires, etwa 20 Kilometer südwestlich von Afrin-City. Er kündigte an, an der Stelle von der vom Erdbeben zerstörten Kleinstadt eine neue Stadt mit dem Namen ‚Madinat Al Karama‘ zu errichten“, erklärte der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido heute in Göttingen. „Für die lokale kurdische Bevölkerung sind diese Baupläne eine Katastrophe. Einige sprechen bereits von einem Genozid an der kurdischen Bevölkerung Afrins.“

Unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe würden tausende weitere arabische und turkmenische Familien in Efrîn angesiedelt. Da die Türkei den Kanton vollständig militärisch kontrolliere und keine unabhängigen Beobachter:innen und Medien in die Region lasse, könne sie die ethnische Säuberung noch schneller vorantreiben. „Um Afrin kurdenfrei zu machen, hatte die Türkei bereits vor dem Erdbeben 100 neue Siedlungen gebaut, ebenfalls mit finanzieller Hilfe aus Katar. Beide Staaten unterstützen den radikalen sunnitischen Islam“, so die GfbV.

Der katarische Diplomat soll über den Grenzübergang Hamam (Hatayhamami) eingereist sein. „Für humanitäre Lieferungen ist dieser Grenzübergang auch zwei Wochen nach dem Beben noch geschlossen“, berichtet Sido. „Nur Angehörige der türkischen Besatzungsmacht, Waffen und Munition dürfen passieren, nicht aber Hilfsgüter für die notleidende kurdische Bevölkerung.“ 

Bereits vor dem Erdbeben wurden mindestens 300.000 Kurd:innen vertrieben und Hunderttausende Araber:innen und Turkmen:innen in Efrîn angesiedelt. Dadurch sank der kurdische Anteil an der Bevölkerung von 97 auf unter 35 Prozent.

 

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