TJK-E: Die Frauen lassen sich nicht mehr aufhalten
Die Rebellion der Frauen in Rojhilat und Iran lässt sich nicht mehr aufhalten, erklärt die TJK-E und ruft zur Teilnahme an allen Protest- und Solidaritätsaktionen in Europa auf.
In mehreren Städten in Deutschland haben am Freitag erneut Solidaritätsaktionen für die nach dem Mord an der 22-jährigen Kurdin Jîna Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei ausgebrochenen Aufstände in Ostkurdistan (Rojhilat) und in Iran stattgefunden. Auf der Königstraße in Stuttgart schnitten sich Frauen als Zeichen der Solidarität die Haare ab, auf dem Marktplatz in Lüneburg wurde Jîna Amini mit Kerzen und Blumen gedacht. Auch in Kassel und Hannover gingen Menschen mit der Parole „Jin Jiyan Azadî“ (Frau Leben Freiheit) auf die Straße, um sich mit den kämpfenden Frauen in Iran zu solidarisieren.
Kundgebung in Hannover: „Jin Jiyan Azadî“
Die Kurdische Frauenbewegung in Europa (TJK-E) ruft zur Teilnahme an allen für heute geplanten Demonstrationen und Kundgebungen auf. „Die Kurdin Jîna Amini, die von der 'Sittenpolizei' in Teheran ermordet wurde, Şilêr Resuli, die von einem Gebäude in Merîwan sprang, um den sexuellen Übergriffen eines iranischen Geheimdienstoffiziers zu entgehen, Anush Abetyan, die von aserbaidschanischen Soldaten vergewaltigt, gefoltert und ermordet wurde... Die Namen dieser Frauen, die in der gleichen Region durch männlich-staatliche Gewalt ermordet wurden, sind noch immer in aller Munde. Einmal mehr wird die Gewalt des männlichen Staates hinterfragt. Wir grüßen alle, die für Jîna Amini auf die Straße gehen, die Sehnsucht nach Freiheit sehen und den ermordeten Frauen eine Stimme verleihen. Wir gedenken derer, die bei den Demonstrationen ihr Leben verloren", erklärt der kurdische Frauenverband.
„Rebellion der Frauen“
In der Woche nach dem Tod von Jîna Amini sei „die Rebellion der Frauen, der Menschen in Rojhilat und der iranischen Gemeinschaften“ gewachsen und habe sich in Wellen ausgebreitet, so die TJK-E: „Die Haare, die zu Jînas Ermordung führten, wurden in den Wind der Freiheit geweht und berühren die Seelen von Frauen, die in anderen Teilen der Welt leben, aber diesen Schmerz spüren. Das öffentliche Haareschneiden als Protestform ist zu einem Symbol dieser Vergemeinschaftung geworden.
„Eine aus harten Kämpfen hervorgegangene Parole“
Der auffälligste Aspekt der Demonstrationen ist der Slogan Jin-Jiyan-Azadî. Diese Parole, die die kurdische Frauenbewegung und die seit einem halben Jahrhundert andauernde Frauenrevolution in Kurdistan mit Kosten und Kämpfen, die sich nicht in diese Zeilen einfügen lassen, hervorgebracht hat, ist nun zu einem Kompass in der Revolte nicht nur der Frauen, sondern ganzer Gesellschaften gegen unterdrückerische Regime im Nahen Osten, in allen Teilen Kurdistans und überall auf der Welt geworden. Sie wurde zu einem Leitfaden.
„Radikale Revolte gegen das Regime“
Jetzt versuchen die faschistischen, männlichen Machthaber in Iran, diese Rebellion mit Blut und Gewalt zu unterdrücken, wie in allen despotischen Staaten. Die Bilanz wird immer schwerer. Dem Regime ist bewusst, dass die Demonstrationen sich qualitativ von denen aus der Vergangenheit unterscheiden. Die Revolte ist eine radikale Infragestellung des Regimes ist.
„Lasst mich nicht allein“
Bei den Demonstrationen in Rojhilat hat ein kurdischer Gesang, den die Massen einstimmig für Jîna gesungen haben, eine Botschaft für uns alle: Lasst mich nicht allein! In der letzten Woche ist Jîna bei Demonstrationen in Rojhilat, in ganz Iran und im Ausland eine Stimme verliehen worden. Weder Jina noch die Bevölkerung von Rojhilat wurden allein gelassen. Angesichts des repressiven Charakters des iranischen Regimes liegt es jedoch in unser aller Verantwortung, dafür zu sorgen, dass dieser Widerstand in Rojhilat nicht allein gelassen wird und sich langfristig in einen Gewinn für die Frauen verwandelt.
„Die Frauen lassen sich nicht mehr aufhalten“
In der letzten Woche haben wir als kurdische Frauenbewegung in Europa versucht, mit unseren Aktionen die Stimme von Jîna zu sein. Wir werden unsere Aktionen sowohl innerhalb unserer eigenen Strukturen als auch in Zusammenarbeit mit Frauenbewegungen aus Iran, dem Nahen Osten und Europa fortsetzen. Auf dieser Grundlage rufen wir die in Europa lebenden kurdischen Frauen und alle Menschen aus Kurdistan auf, sich an allen Aktionen für Jîna Amini und das Volk von Rojhilat, die am Samstag, den 24. September in ganz Europa stattfinden, zu beteiligen. Die Frauen lassen sich nicht mehr aufhalten. Jînas Haare sind zum Funken des Widerstands in Rojhilat geworden und es ist an der Zeit, diesen Widerstand zu schultern und wachsen zu lassen."
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