Frauenproteste in Afghanistan: „Wir haben die Kraft der Frauen von Rojava“
Mariam Rawi (RAWA) äußert sich im Interview zu den Protesten von Frauen in Afghanistan – Frauen würden jetzt eine historische Rolle spielen. Sie betont, dass sie Inspiration aus dem Kampf der kurdischen Frauen ziehen würden.
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) erklärt Mariam Rawi von der Revolutionären Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA), dass Frauen mit der Kraft, die ihnen von den Frauen in Rojava (Nord- und Ostsyrien) verliehen wurde, gegen die Taliban auf die Straße gehen: „Frauen spielen gerade jetzt eine historische Rolle für die Zukunft Afghanistans.“
„Mit dem Widerstand von Frauen können wir unsere Feinde nicht nur in Rojava, sondern auch in Afghanistan besiegen", sagte die RAWA-Vertreterin. „Die emotionale und politische Bindung zwischen dem Frauenwiderstand in diesen beiden Ländern ist groß, und ich hoffe, dass wir mehr Netzwerke schaffen können, indem wir unsere Erfahrungen teilen und zusammenarbeiten. Das wird ein Durchbruch für uns und für unsere Schwestern in Rojava sein.“
Mariam Rawi wies darauf hin, dass Frauenwiderstand und Frauenbewegungen Frauen auf der ganzen Welt motivieren: „In diesem Sinne haben wir eine ganz besondere Beziehung zu Frauen, insbesondere kurdischen Frauen, die sich dem Erdoğan-Regime in der Türkei widersetzen."
Gemeinsame Ziele – gemeinsame Organisierung
Rawi betonte, dass afghanische Frauen gemeinsame Ziele mit kurdischen Frauen haben: Sie alle träumen von der Gleichberechtigung der Frauen, sozialer Gerechtigkeit, einem demokratischen und säkularen System und einer friedlichen Welt. Diese Träume bringen die Frauen einander näher, fügte sie hinzu. „Alle faschistischen und imperialistischen Länder und Regierungen haben gemeinsame Interessen, warum sollten wir uns nicht auch vereinigen? Die afghanischen Frauen sind jetzt stark und gebildet genug, um den Taliban zu widerstehen", erklärte Rawi und wies auf die Schulen im Untergrund hin, die sie für Frauen und Mädchen eingerichtet haben und die ursprünglich gegründet wurden, als die Taliban das letzte Mal vor 20 Jahren an die Macht kamen. „Als die Taliban am 15. August 2021 die Macht in Kabul übernahmen, haben wir diese Schulen innerhalb einer Woche im ganzen Land wieder aufgebaut."
Taliban-Regime
Ein Jahr ist es her, dass die Taliban wieder die Macht in Afghanistan übernommen haben. In diesem Jahr des Widerstands und des Kampfes wurden viele Frauen von Taliban-Banden entführt, versklavt und gefoltert. Frauen und Mädchen wurden aller ihrer Grundrechte beraubt. Doch die Frauen, die das Taliban-Regime nicht anerkannten, haben die Straßen zu Orten des Widerstands gemacht.
Die Taliban waren in Afghanistan von 1996 bis 2001 an der Macht und verübten in dieser Zeit zahlreiche Massaker im Land. Im Jahr 2001 leiteten die USA eine Operation in Afghanistan ein, weil das Taliban-Regime die radikal-islamistische Gruppe Al-Qaida unterstützte, die am 11. September 2001 mit ihrem Anschlag auf die Zwillingstürme in New York den Tod Tausender von US-Bürger:innen verursacht hatte.
Die USA hatten von 2001 bis August 2021 Truppen in Afghanistan stationiert und zogen sich dann zurück. Am 15. August 2021 eroberten die Taliban die Hauptstadt Kabul und übernahmen wieder die Macht.
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