Acht YPJ-Kämpferinnen seit April durch türkische Drohnen getötet
Seit April sind acht YPJ-Kämpferinnen bei türkischen Drohnenangriffen in Nordostsyrien ums Leben gekommen. Frauenorganisationen fordern die Schließung des Luftraums für die Türkei, die offenkundig Rache für den erfolgreichen Kampf gegen den IS nimmt.
Bei seinen ständigen Angriffen auf die Autonomieregion Nord- und Ostsyrien nimmt der türkische Staat gezielt Frauen ins Visier, insbesondere solche, die gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) kämpfen. Gleichzeitig zielt er darauf ab, den Kampf gegen den IS zu schwächen und eine von Frauen geführte demokratische Gesellschaft zu verhindern. Vor der UN-Vertretung in Qamişlo haben Frauenorganisationen am Dienstag gegen den jüngsten Drohnenangriff der Türkei auf YPJ-Kommandantinnen protestiert. Bei dem Angriff am 22. Juli sind Jiyan Tolhildan, eine Kommandantin der YPJ und der Antiterroreinheiten YAT sowie Mitglied des Militärrats der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), die YPJ-Kommandantin Roj Xabûr und und die YAT-Kämpferin Barîn Botan ums Leben gekommen.
„Der Luftraum muss geschlossen werden“
Bei der Protestaktion in Qamişlo wurde ein offener Brief an den Hohen Ausschuss der Vereinten Nationen für Syrien, die Internationale Koalition gegen den IS und das Zentralkommando der syrisch-russischen Streitkräfte verlesen und anschließend der UN-Vertretung übergeben. In dem von zahlreichen politischen Parteien aus Syrien unterzeichneten Schreiben heißt es einleitend: „Obwohl der türkische Staat seine Drohungen, eine neue Militäroffensive zu starten, um unsere Gebiete zu besetzen, derzeit nicht wahr macht, hat er in letzter Zeit brutale Angriffe auf Nord- und Ostsyrien verübt. Täglich dringen Aufklärungs- und Kampfflugzeuge in den Luftraum über Nord- und Ostsyrien ein, der von der internationalen Koalition und Russland kontrolliert wird. Diese Angriffe des türkischen Staates auf unser Territorium sind nach den internationalen Menschenrechts- und Rechtsnormen Kriegsverbrechen.“
Der türkische Staat greife gezielt Frauen an, die eine führende Rolle im Kampf gegen den IS übernommen hätten. Dadurch werde der Antiterrorkampf geschwächt. Jiyan Tolhildan sei als YAT-Kommandantin Teil der gemeinsamen Einsatzleitung der QSD und der internationalen Koalition im Kampf gegen den IS gewesen, schreiben die Frauen: „Daher fordern wir die internationale Koalition auf, ernsthafte Schritte gegen die Kriegsverbrechen zu unternehmen, die der türkische Staat unter Nutzung seines Luftraums begeht, und den Luftraum in Nord- und Ostsyrien zu schließen."
Tödliche Drohnenangriffe auf Frauen in Nordostsyrien
Innerhalb von zwei Jahren sind in Nordostsyrien zwölf Vorkämpferinnen bei türkischen Drohnenangriffen ums Leben gekommen. Seit der Zerschlagung der Territorialherrschaft des IS in Syrien im Frühjahr 2019 greift die Türkei gezielt Frauen an, die eine führende Rolle in der Revolution von Rojava und bei der Bekämpfung islamistischer Strukturen einnehmen.
Am 23. Juni 2020 sind Zehra Berkel und Hebûn Mela Xelîl, beide Mitglieder der Koordination von Kongra Star, sowie ihre Gastgeberin Emine Weysi im Dorf Helinç bei Kobanê von einer türkischen Killerdrohne getötet worden.
Am 19. August 2021 kam Sosin Birhat (Sosin Muhammed), Mitglied der Kommandantur der YPJ und QSD, bei einem Drohnenangriff auf den Militärrat von Til Temir ums Leben.
Am 21. April 2022 sind die YPJ-Kommandantin Dilar Heleb und die Kämpferinnen Ronahî Kobanê und Kobanê (Cihan Nîdal Êlî) bei einem Drohnenangriff auf ihr Auto in Kobanê gefallen.
Am 30. Mai 2022 wurde ein Auto in Qamişlo von einer türkischen Drohne bombardiert. Die YPJ-Kämpferin Mizgîn Botan und der Zivilist Kesra Milek kamen ums Leben, die Kämpferinnen Dîcle Cûdî und Hêvîdar Dirbesiyê überlebten verletzt.
Am 2. Juli 2022 fand ein tödlicher Drohnenangriff auf Mizgîn Kobanê, Kommandantin der QSD und YPJ, in Raqqa statt.
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