Rojava: Projekte der Frauenökonomie wachsen
Trotz Embargo und Angriffen arbeiten die basisdemokratischen Frauenstrukturen in Rojava weiter am Aufbau einer selbstverwalteten Frauenökonomie. So sollen die Selbstversorgung gewährleistet und Frauen gestärkt werden.
Die Frauenbefreiung gehört zu den zentralen Paradigmen der Revolution von Rojava. Konfrontiert mit Krieg und Embargo bauen Frauen ihre eigenen ökonomischen Strukturen auf. Eines der Projekte der Frauenökonomie ist die Textilkooperative Lavîn in Hesekê.
Die Textilkooperative Lavîn wurde 2015 gegründet und verfügt über Läden in Hesekê, Dirbêsiyê, Qamişlo und Girkê Legê. In der Kooperative arbeiten arabische und kurdische Frauen.
Nesrin Heci Mihemed ist Gründungsmitglied. Sie berichtet über die
Geschichte der Kooperative: „In der ersten Zeit von Lavîn gab es gewisse
Schwierigkeiten. Wir hatten Probleme, Mitarbeiterinnen und Material zu
finden, aber seit 2015 geht die Arbeit mit großer Begeisterung dennoch
immer weiter. Die Ausbildung der Mitarbeiterinnen hat eine gewisse Zeit
gedauert. So wurde die Grundlage für eine neue Form der Arbeit
geschaffen. Die Vorbereitungen dafür waren wichtig. Lavîn entwickelt
sich jeden Tag weiter. Die Mitarbeiterinnen beherrschen inzwischen ihr
Metier und lieben es.“
Nesrin Heci Mihemed ist Gründungsmitglied von Lavîn
Mihemed sagt, die Ziele der Kooperative seien, den Frauen ein Arbeitsfeld zu eröffnen und zu gewährleisten, dass Frauen sich weiterentwickeln und selbst ernähren können. Sie fährt fort: „Wir nehmen alle Frauen auf, die Arbeit wollen. Es ist nicht wichtig, ob sie Araberinnen oder Kurdinnen sind. Das Wichtige ist, dass sie arbeiten wollen. Die Frauen werden nicht sofort vor eine Maschine gesetzt. Sie beginnen mit Reinigungsarbeiten, Bügeln und anschließend mit dem Nähen. Das ist dann auch eine Frage der Neigung. Je schneller jemand lernt, desto schneller kann die Ausbildung abgeschlossen werden.“
Preise werden unter Berücksichtigung der Bedingungen der Bevölkerung bestimmt
Das Design der Produkte wird ebenfalls von den Frauen entwickelt. Es
werden traditionelle kurdische Kleidungsstücke, Hosen, Hemden, T-Shirts
und alle möglichen anderen Arten von Kleidungsstücken hergestellt. Zum
Preis der Produkte sagt Mihemed: „Die Produkte sind den Marktpreisen
entsprechend erschwinglich. Die Preise werden unter Berücksichtigung der
Bedingungen der Bevölkerung bestimmt. Obwohl Stoffe teuer sind, werden
Produkte günstig zum Verkauf angeboten. Meistens machen wir keine
Gewinne, aber wir orientieren uns an den Bedürfnissen der Menschen. Die
Bevölkerung braucht das. Darüber hinaus wollen wir in allen Aspekten
Fortschritte erzielen, um eine Abhängigkeit vom Ausland zu verhindern.“
Mihemed unterstreicht, der Aufbau einer Frauenökonomie sei auch unter dem Gesichtspunkt wichtig, dass durch die Eröffnung eines Beschäftigungsfeldes für Frauen auch ihr Selbstvertrauen gesteigert werde.
Cihan Sax arbeitet seit zwei Jahren bei Lavîn
Die seit zwei Jahren bei Lavîn arbeitende Cihan Sax erklärt: „Es ist das erste Mal, dass ich gegen Entlohnung arbeite. Ich kümmere mich vor allem die Reinigung. Das habe ich im Laufe der Zeit gelernt. Ich kümmere mich um meine Familie und habe einen Job. Ich liebe meine Arbeit.“
Sidra Mami überprüft die Größe der Kleider
Sidra Mami arbeitet seit zwei Monaten bei Lavîn. Sie sagt: „Ich arbeite mit meinen Kolleginnen gut zusammen. Ich überprüfe die Größe der Kleider und bestimme die Stellen, auf denen Perlen angebracht werden sollen. Ich hatte vorher nichts mit Schneiderei zu tun, aber ich habe die Arbeit innerhalb eines Monats von meinen Kolleginnen gelernt. Wir sind alle Freundinnen und arbeiten zusammen. Das macht uns glücklich.“
„Ich bin von niemanden abhängig“
Zahide Bedran: „Es ist schön, auf eigenen Beinen zu stehen."
Zahide Bedran arbeitet seit zwei Jahren bei Lavîn. Sie erklärt: „Ich kann mich nun selbst versorgen. Ich kümmere mich um meine Familie, und es ist eine Erleichterung, eine Arbeit zu haben. Es ist schön, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich sehe, dass ich etwas tun kann. Es ist gut, einen Job zu haben und niemanden zu brauchen. Ich brauche keinen Mann, der arbeitet."
„Meine Arbeit macht Sinn“
Maha Eli: „Wir helfen uns gegenseitig."
Maha Eli arbeitet ebenfalls bei Lavîn. Sie sagt: „Es genügt, bereit dafür zu sein. Es ist schön, mit Freundinnen zu arbeiten, wir helfen uns gegenseitig. Ich versorge mit meiner Arbeit meine Familie, ich weiß, dass meine Arbeit nicht sinnlos ist. Es ist schön, etwas zu tun.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen