Acht Tote bei Bombardierung von Krankenhaus in Şengal
Bei der Bombardierung des Krankenhauses in Şengal sind vier YBŞ-Kämpfer und vier Mitarbeiter:innen ums Leben gekommen. Der Autonomierat Şengal geht davon aus, dass der Angriff mit internationaler und regionaler Zustimmung erfolgt ist.
Bei dem gestrigen Luftangriff auf ein Krankenhaus in Şengal sind acht Menschen ums Leben gekommen, vier weitere Personen erlitten Verletzungen. Das hat der Demokratische Autonomierat Şengal (ku. Meclîsa Xweseriya Demokratîk a Şengalê, MXDŞ) bekannt gegeben:
„Als Ezidinnen und Eziden trauern wir seit Wochen, weil die Weltmächte und die Feinde des Ezidentums den August zum einem Monat der Massaker gemacht haben. Zu Beginn des Monats haben wir der Gefallenen des Ferman von 2014 gedacht, am 14. und 15. August der Toten der Massaker von Til Ezer und Siba Şêx Xidir, Girzerik und Koço. Der 15. August ist zugleich der Todestag von Mam Zekî. Wir haben uns in tiefem Respekt vor seinem Einsatz für Êzîdxan an ihn erinnert.
Die Feinde des Ezidentums sind jedoch unersättlich und setzen ihre Massaker fort. Am 16. August hat ein niederträchtiger Angriff auf Kommandant Seid Hesen, einen wertvollen Verteidiger Şengals, sowie auf den YBŞ-Kämpfer Îsa Xwedêda auf dem alten Markt in Şengal stattgefunden. Dieser Angriff zeugt von finsteren Machenschaften und Fallen. Bekanntlich war unser Freund Seid Hesen einer unserer Kommandanten und hat gleichzeitig sehr wertvolle Arbeit auf politischer und diplomatischer Ebene für eine Lösung der Şengal-Frage geleistet. Er ist mehrfach mit irakischen Regierungsdelegationen zusammengetroffen und hat sich für die Autonomie von Şengal eingesetzt. Am 16. August bereitete er sich im Namen der Autonomieverwaltung auf ein Gespräch mit dem irakischen Ministerpräsidenten Mustafa al-Kadhimi vor. Genau in diesem Moment ist angegriffen worden und gefallen.
Dieser Angriff hat vor den Augen von al-Kadhimi stattgefunden. Der irakische Ministerpräsident befand sich in Şengal, aber weder er selbst noch die irakische Regierung haben sich zu dem Anschlag geäußert. Anstatt auf die türkischen Besatzungsangriffe zu reagieren, hat al-Kadhimi vor den Massengräbern in Koço erklärt, dass er die Beziehungen mit der Türkei verbessern will. Gleichzeitig hat er das Abkommen vom 9. Oktober 2020 auf die Agenda gebracht und gesagt, dass es umgesetzt werden soll. Das war der Diskurs, den al-Kadhimi nach dem Angriff vertreten hat.
Während noch um Seid Hesen und Îsa Xwedêda getrauert wurde, hat der türkische Staat am Dienstag das Sikêniyê-Krankenhaus angegriffen. Wir möchten an dieser Stelle festhalten, dass die Angriffe der vergangenen beiden Tage ein neues Glied in der Kette des Völkermords in Şengal sind. Es handelt sich nicht um alltägliche Angriffe. Wir wissen genau, was die Feinde des Ezidentums damit bezwecken und welche Botschaft sie ausstrahlen sollen.
Die Bombardierung des Krankenhauses geht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit in die Geschichte ein. Nach dem Völkerrecht sind Angriffe auf Krankenhäuser Verbrechen, die von Gewissenlosigkeit und fehlender Ethik zeugen. Wie auch die YBŞ mitgeteilt haben, stand das Krankenhaus zugleich im Dienste der ezidischen und arabischen Bevölkerung. Hier wurden Mütter, Kinder, junge Männer und Frauen aus Şengal behandelt. Es wurde nicht nur ein Mal, sondern vier Mal bombardiert. Die Menschen aus der Umgebung haben den Tod riskiert, um die Gefallenen und Verwundeten aus den Trümmern zu bergen. Ziel des Angriffs waren Kranke, Ärzt:innen, Pflegepersonal und die YBŞ-Kämpfer, die für die Sicherheit des Krankenhauses zuständig waren.
Bei all dem handelt es sich um einen neuen Völkermordangriff gegen die Ezid:innen. Die Grundlage dafür ist das Abkommen zwischen Irak, PDK und dem türkischen Staat vom 9. Oktober 2020. Unser Volk hat dieses Abkommen von Beginn an als Verständigung auf einen Völkermord bezeichnet und es mit vehementem Widerstand für ungültig erklärt.“
Der Autonomierat Şengal weist darauf hin, dass der PDK-Vorsitzende Mesûd Barzanî am Jahrestag des Genozids vom 3. August 2014 erklärt hat, dass sich die Situation in Şengal ändern muss. „Am gleichen Tag haben die US-Vertreter im Irak, die türkische Botschaft in Bagdad, die UN-Vertretung und der irakische Ministerpräsident al-Kadhimi alle zusammen das Abkommen vom 9. Oktober auf die Agenda gebracht. Damit möchten wir Folgendes sagen: Richtig, der Aggressor ist der auf der Besatzung und Völkermord abzielende türkische Staat. Wir wissen jedoch, dass dieser Angriff mit internationaler und regionaler Zustimmung erfolgt.“
Der Autonomierat erklärt, dass die Umsetzung des Abkommens vom 9. Oktober um keinen Preis zugelassen wird: „Das ist unser letztes Wort. Solange die irakische Regierung zu den türkischen Angriffen schweigt, ist sie daran beteiligt. Seit der Unterzeichnung des Abkommens hat der türkische Staat jedes Mal Angriffe durchgeführt, wenn irakische Regierungsvertreter Şengal besucht haben.“ Bisher hätten sich weder das irakische Parlament noch politische Parteien oder Religionsvertreter zu den jüngsten Angriffen geäußert. Dadurch entstehe das Bild, dass sie daran beteiligt seien. Die UN-Vertretung im Irak fragt der Autonomierat: „Vor Ihren Augen findet ein Massaker statt. Laut Ihren Konventionen handelt es sich um ein Verbrechen an der Menschlichkeit. Sie geben ständig Erklärungen zu Şengal ab, warum also schweigen Sie zu diesen Angriffen?“
Weiter heißt es in der Erklärung: „Şengal wird nicht kapitulieren, sondern Widerstand leisten und sich befreien. Bei diesen barbarischen Angriffen ist es zu Gefallenen und Verletzten gekommen. Seit gestern sind wir darum bemüht, die Identität der Toten und Verwundeten zu klären. Aufgrund der Bombardierungen hat das lange gedauert.
Bei dem Angriff auf das Sikêniyê-Krankenhaus gibt es acht Gefallene und vier Verwundete. Bei vier der Gefallenen handelt es sich um YBŞ-Kämpfer, die medizinisch behandelt wurden. Drei weitere gehören zum Gesundheitspersonal. Unsere gefallene Freundin Muhlise Sidar stammt aus Şirnex [tr. Şirnak] und ist nach Şengal gekommen, als beim Jahrestag des Ferman von 2014 zur Mobilmachung aufgerufen wurde, um die Wunden der ezidischen Gemeinschaft zu heilen. Seitdem hat sie gesundheitliche Dienste geleistet. Bei den Verwundeten handelt es sich um Hesen, Evdi, Semir und Macid vom Gesundheitspersonal.“
Laut der Erklärung handelt es sich bei den Toten um die YBŞ-Kämpfer Hemîd Sadun (Qîran Sîba) und Xidir Şeref (Pîr Xidir), die arabischen YBŞ-Kämpfer Rami al-Salim (Ronî) und Meytem Khidir Khalaf (Serhed Zemar) sowie um Elî Reşo Xidir, Sedo Îlyas Reşo, Hecî Xidir und Muhlise Sîdar vom Krankenhausperso
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