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Zwei Lokalpolitikerinnen nahe Hesekê hingerichtet


Im Nordosten von Syrien sind zwei Lokalpolitikerinnen von Unbekannten entführt und enthauptet worden. Das Tatmuster deutet auf Schläferzellen des IS hin, laut Angehörigen wurden die beiden Frauen bereits mehrfach im Namen der Dschihadistenmiliz bedroht.

In der nordostsyrischen Stadt Al-Dashisha südlich von Hesekê sind zwei Lokalpolitikerinnen von bewaffneten Personen entführt und hingerichtet worden. Bei den Opfern handelt es sich um die Ko-Vorsitzende des Zivilrats der Gemeinde Til Sheir, Sada al-Harmoush, und ihre Stellvertreterin Hind al-Khedr, die gleichzeitig zuständig für das Ökonomie-Komitee war. Die Täter sind unklar, das Tatmuster deutet auf Schläferzellen der dschihadistischen Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) hin.

Nach vorliegenden Informationen wurden Sada al-Harmoush und Hind al-Khedr am Freitag bei einem Überfall auf ihr Haus verschleppt und an einen unbekannten Ort gebracht. Nachbarn beobachteten mindestens acht schwerbewaffnete Männer, die an den Entführungen beteiligt gewesen sein sollen. Nur wenige Stunden nach der Verschleppung fanden Anwohner die enthaupteten Leichen von Harmoush und Khedr an einem Straßenrand unweit vom Zentrum Al-Dashishas. Angehörige berichteten, dass beide Frauen erst kürzlich im Namen des sogenannten IS bedroht wurden.

Der Kantonsrat von Hesekê hat den Mord an den Politikerinnen scharf verurteilt. „Es ist der erste tödliche Angriff in einer langen Kette von Anschlägen, der sich explizit gegen Frauen aus den autonomen Strukturen richtet“, heißt es in einer Stellungnahme. Seit der Zerschlagung seiner Territorialherrschaft agiert der IS aus dem Untergrund und verübte bereits dutzende Anschläge auf Angehörige der Selbstverwaltungsstrukturen und Repräsentanten arabischer Stämme, vor allem im Großraum Deir ez-Zor. Bisher waren die Todesopfer jedoch ausschließlich männlich. Dass sich die Aktivitäten der IS-Zellen nun auch gezielt gegen Frauen richteten, liege daran, dass Frauen treibender Faktor beim Aufbau der selbstorganisierten Gesellschaft Nord- und Ostsyriens sind. „Die Emanzipation der Frauen gilt uns als wesentliche Voraussetzung für die Umgestaltung der Gesellschaft. Nur deshalb ist es unserem Projekt der Autonomieverwaltung gelungen, alle Völker unter einem Dach zu vereinen. Der Angriff auf Sada al-Harmoush und Hind al-Khedr zeigt den Willen der Terroristen, diese gelebte Alternative zu zerstören und gleichzeitig den IS am Leben zu erhalten”, so der Kantonsrat von Hesekê. Den Angehörigen der ermordeten Frauen spricht die Behörde ihr Mitgefühl aus.

Gezielte Operationen gegen IS-Strukturen

Die Demokratischen Kräfte Syriens (QSD) führen seit Monaten gezielte Operationen gegen Strukturen der IS-Miliz durch, die im Schatten der türkischen Angriffe gegen das nordostsyrische Autonomiegebiet ihre Reorganisierung vorantreibt. Erst Anfang der Woche wurde ein Befehlshaber des IS bei einer Operation der Antiterroreinheit YAT in der Nähe von Hesekê gefasst. Der Vierzigjährige hat Anschläge auf QSD-Kommandanten und andere Persönlichkeiten zu verantworten. Doch die geografische Ausdehnung des Gebiets und fehlende technische Mittel erschweren den Kampf gegen Zellenstrukturen. Durch die im Herbst 2019 begonnene Invasion der Türkei ist der IS zudem massiv gestärkt worden. Dschihadisten, denen es im Verlauf der Befreiungsoffensive „Gewittersturm Cizîrê“ gelungen war, sich in die Wüste im syrisch-irakischen Grenzgebiet zurückzuziehen, konnten sich weitestgehend unbehelligt reorganisieren und führen in beiden Ländern Anschläge durch.

 

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