Was geschieht in Ain Issa?
Die Gefechte zwischen den QSD und den Truppen des türkischen Staats in der Umgebung der nordsyrischen Stadt Ain Issa dauern an. Dahinter steht offenbar eine Einigung zwischen der Türkei und Russland.
Die Türkei hat zeitgleich zu der Räumung ihrer Beobachtungsposten in Idlib die Angriffe auf Ain Issa im Nordosten von Syrien intensiviert. Russland hat vor wenigen Tagen die Übergabe der Stadt an das syrische Regime vorgeschlagen. Das wurde von den Demokratischen Kräften Syriens (QSD) abgelehnt. Daraufhin haben sich die QSD mit Russland und Damaskus auf die Errichtung von drei Beobachtungsposten in der Umgebung von Ain Issa geeinigt. An den Stützpunkten befinden sich Kräfte der russischen Militärpolizei, der QSD und des syrischen Regimes.
Nach der Errichtung dieser Beobachtungsposten hat der türkische Staat am frühen Freitagmorgen einen umfassenden Angriff auf Ain Issa gestartet. Obwohl es in der Nacht noch gar keine Angriffe gegeben hatte, haben protürkische Dschihadisten, die türkischen Medien sowie russische und syrische Quellen von der Einnahme zweier Dörfer berichtet. Bereits vor der jüngsten Angriffswelle ist eine konzentrierte Desinformationskampagne gestartet worden. Auffallend daran ist, dass diese Kampagne von Accounts in sozialen Netzwerken angeführt wird, die Russland und dem syrischen Regime nahestehen.
Nach diesem medialen Schachzug haben die dschihadistischen Söldner der Türkei am Freitagmorgen gegen 5.40 Uhr eine umfassende Angriffswelle auf die Dörfer Mişerfa und Celbê im Osten von Ain Issa, das Dorf Seyda im Westen der Stadt und die Schnellstraße M4 gestartet. Der Angriff ist von der türkischen Armee mit Panzern, Haubitzen und Mörsern unterstützt worden. Den ganzen Tag über haben Aufklärungs- und Kampfdrohnen das Gebiet überflogen.
Die QSD haben den Angriff erwidert und es kam zu heftigen Gefechten. Die russischen und syrischen Kräfte, die Beobachtungsposten und Stützpunkten in der Region unterhalten, haben den Gefechten und den direkten Angriffen auf die Zivilbevölkerung lediglich zugeschaut und nicht interveniert. Eine bisher unbekannte Anzahl an Menschen ist bei den Angriffen verletzt worden. In Mişerfa sind zwei Zivilist*innen unter den Trümmern eines Gebäudes verschüttet worden.
Die QSD konnten die Angriffe zu einem Großteil zurückschlagen. Nach Angaben der Syrischen Menschenrechtsbeobachtungsstelle (SOHR) sind bei den Kämpfen am Freitag mindestens zehn Dschihadisten getötet worden. Angaben der QSD liegen noch nicht vor.
Ain Issa ist von strategischer Bedeutung, weil die Ortschaft die Regionen Kobanê und Cizîrê sowie Minbic und Cizîrê miteinander verbindet. Parallel zu dem Angriff auf die Stadt haben am Freitagabend Militärbewegungen in der Gemeinde Zirgan (Abu Rasen) im Norden von Til Temir und in Minbic stattgefunden. Die türkisch-dschihadistischen Invasionstruppen haben ihre Kräfte in Zirgan verstärkt und das Dorf Toxar im Nordosten von Minbic ist unter Artilleriebeschuss gesetzt worden.
Emine Omar, Ko-Vorsitzende des Demokratischen Syrienrats (MSD), macht Russland für die Angriffe verantwortlich. „Russland übt Druck auf die QSD aus, damit Ain Issa an die Regierung in Damaskus übergeben wird“, erklärte die Politikerin am Freitag.
Die Gefechte in der Umgebung von Ain Issa dauern unterdessen weiter an und konzentrieren sich momentan auf das Dorf Mişerfa.
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