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IS-Methoden gegen Frauen in Efrîn



In Efrîn gibt es Frauen, die seit Jahren nicht mehr das Haus verlassen. Seit der Besatzung durch die Türkei gilt eine Ganzkörperverschleierung für Frauen als verpflichtend. Auch in der eigenen Wohnung sind Frauen nicht sicher.

Efrîn galt lange Zeit als die einzige friedliche Region in Syrien. Die türkische Armee startete gemeinsam mit islamistischen Milizen am 20. Januar 2018 eine Invasion, die am 18. März zur Besatzung des gesamten Kantons und zur Flucht von Hunderttausenden Menschen führte. Die verbliebene Bevölkerung und insbesondere Frauen sind seitdem IS-ähnlichen Methoden ausgesetzt. Frauen müssen sich verschleiern, sie werden verschleppt, vergewaltigt und gefoltert. Dieses Vorgehen ist zuletzt in einem UN-Bericht bestätigt worden. Ein Aufschrei in der internationalen Öffentlichkeit oder Sanktionen gegen die Türkei bleiben jedoch aus.

Die Journalistin Sozda Oremar arbeitet in der Region und hat sich gegenüber MA zu der Situation in Efrîn geäußert. Frauen sind seit der Einnahme der Stadt ins häusliche Umfeld zurückgedrängt worden, sagt Oremar. Im öffentlichen Raum gelten sie als haram. Auf den Straßen sind Schilder angebracht worden, mit denen Frauen zur Ganzkörperverschleierung verpflichtet werden. „Frauen sind im Haus eingesperrt. Vor allem junge Frauen haben Angst, das Haus zu verlassen. Es gibt Frauen, die seit Jahren nicht mehr rausgehen. Auf der Straße drohen ihnen Belästigung und Vergewaltigung durch die Dschihadisten. Sie sind jedoch auch zu Hause nicht sicher. Wenn die Dschihadisten erfahren, dass sich eine junge Frau in einem Haus befindet, wird sie überfallen und verschleppt.“

Die Aussagen der Journalistin werden von der Menschenrechtsorganisation Efrîn, dem Dokumentationszentrum für Rechtsverletzungen in Nordsyrien, dem Komitee für Recherche und Statistik des Frauenverbands Kongreya Star in Qamişlo und dem Projekt „Missing Afrin Women" bestätigt.

Tausend Frauen verschleppt

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Efrîn sind im Zeitraum zwischen dem 20. Januar 2018 und September 2020 tausend Frauen verschleppt worden. Das Schicksal von 400 der Entführungsopfer ist ungeklärt. 76 Frauen wurden ermordet, weitere 76 Frauen wurden vergewaltigt. Kinderehen sind von zehn Prozent auf vierzig Prozent angestiegen. Allein in den ersten elf Monaten des Jahres 2020 sind 805 Frauen verschleppt worden, 54 von ihnen wurden ermordet.

Das Komitee für Recherche und Statistik des Frauenverbands Kongreya Star in Qamişlo hat einen Dreijahresbericht über die Situation von Frauen in Efrîn erstellt. In dem Bericht werden Vergewaltigungs- und Mordfälle mit genauen Angaben zur Identität der betroffenen Frauen dokumentiert. Für 2020 sind 30 Entführungen und fünf Morde an Frauen recherchiert worden, 13 Frauen wurden gegen Lösegeld freigelassen.

„Missing Afrin Women“ berichtet von elf verschleppten Frauen im November. Eine der Verschleppten ist freigelassen worden, das Schicksal der anderen zehn ist unbekannt.

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