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Vater von Missbrauchsopfer in Hewlêr verhaftet


Loqman Îsmaîl, der Vater des achtjährigen Mädchens, das letztes Jahr in Hewlêr Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde, ist verhaftet worden. Anwälte glauben, dass der Mann eingeschüchtert werden soll, damit er die Anzeige gegen die Täter zurückzieht. 


Loqman Îsmaîl, Vater des heute achtjährigen Mädchens, das im Frühjahr 2019 im südkurdischen Hewlêr (Erbil) von Sicherheitsbediensteten eines PDK-Beamten aus seiner Schule entführt und vergewaltigt wurde, ist verhaftet worden. Bereits am Freitag ordnete ein Gericht in der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan die Verhaftung des Mannes wegen „Diffamierung“ an. Als Grundlage wurde Artikel 2 des Gesetzes zum Schutz vor „Missbrauch von Kommunikationsgeräten“ herangezogen. Das Gesetz schreibt vor, was die Region Kurdistan unter dem Einsatz moderner Kommunikationstechnologie für „angemessenes Verhalten“ hält. Solche Anklagen werden in der Regel dazu benutzt, Menschen zu schikanieren und einzuschüchtern, die Kritik an der Regierung oder an Parteifunktionären in Online-Netzwerken veröffentlichen. Îsmaîl hatte immer wieder die mutmaßlichen Vergewaltiger seiner Tochter beim Namen genannt. Dies wurde ihm nun zum Verhängnis. Das Gesetz ist aber auch ein beliebtes Mittel der Behörden, Journalisten zum Schweigen zu bringen.
Loqman Îsmaîl wird seit längerem unter Druck gesetzt. Nach Angaben von Angehörigen und seines früheren Anwalts wurde er bereits zwei Mal von einem Richter wegen ähnlichen Vorwürfen verwarnt. Der Peschmerga-Veteran führt einen hartnäckigen Kampf um Gerechtigkeit für seine kleine Tochter – ein Tabubruch in der patriarchalen Gesellschaft Südkurdistans, wo sexuelle Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen in einigen Regionen noch immer tief verankert und Teil einer umfassenden Benachteiligung und Unterdrückung ist, die auch die Polizei und Justiz mit einschließt. Der Einfluss der Politik auf Justiz- und Polizeiangelegenheiten und umgekehrt ist hoch. Wenn die Angeklagten gute Verbindungen haben, erhalten die Kläger regelmäßig Drohungen, damit Anzeigen zurückgezogen werden.
In den Fall von Îsmaîl hat sich nun die Anwaltskammer von Hewlêr eingeschaltet. Da die Gerichte wegen dem Coronavirus nur eingeschränkt arbeiten, sei jedoch nicht absehbar, wann eine Reaktion auf den Widerspruch gegen die Verhaftungen des Mannes erfolgt. Das sagte der Vorsitzende der Kammer Eyad Kakeyi am Wochenende in Hewlêr. Die Vereinigung vertritt Îsmaîl auch bei der Klage gegen die Gruppenvergewaltigung.

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