Irak: Christen betroffen über türkische Angriffe auf Jesidenregion


Katholischer Pfarrer berichtet von "Schmerz und Enttäuschung" unter Jesiden im Sinjar-Gebiet - Viele noch traumatisiert von Massakern durch IS-Terroristen im Jahr 2014

Katholische Presseagentur Österreich, 16.06.2020, 13:21 Uhr Irak/Türkei/Konflikte/Jesiden
Rom/Bagdad, 16.06.2020 (KAP) Der jüngste türkische Angriff auf die Sinjar-Berge an der Grenze zwischen dem Irak und Syrien hat auch bei den Christen in der autonomen kurdischen Region im nördlichen Irak negative Reaktionen ausgelöst. Im Gespräch mit der italienischen Nachrichtenagentur SIR (Dienstag) sagte P. Samir Al-Khoury, chaldäisch-katholischer Pfarrer des Städtchens Enishke im Bezirk Amadia: "Die Türken haben fertiggebracht, was nicht einmal den IS-Terroristen gelungen ist: Das jesidische Heiligtum des Scheich Chilmira auf dem mit 1.463 Metern höchsten Punkt des Gebirgszugs zu treffen."

Außerdem sei auch die Region um das Flüchtlingslager Makhmour beschossen worden, wo jesidische Vertriebene leben, die 2014 vor dem Vormarsch der IS-Terroristen flüchten mussten. Die Vorgänge hätten bei den Jesiden, die jetzt verstreut im Bezirk Amadia leben, "Schmerz und Enttäuschung" ausgelöst, sagte P. Al-Khoury. Viele Jesiden seien noch immer traumatisiert durch die Ereignisse von 2014, als die IS-Terroristen in die jesidischen Orte eindrangen, viele Männer töteten und Frauen und Kinder auf ihren Sklavenmärkten verkauften.

Die katholische Kirche im Bezirk Amadia bemühe sich darum, die jesidischen Vertriebenen auch materiell zu unterstützen: "Es hat sich eine Atmosphäre der Freundschaft und des Dialogs herausgebildet, die viele Zeugnisse des Guten und der Versöhnung hervorbringt", so der Pfarrer von Enishke. Viele jesidische Familien könnten noch immer nicht zu ihren Häusern und Grundstücken in den von den Terroristen verwüsteten Dörfern zurückkehren.

Die türkischen Streitkräfte hatten am Montag im Nordirak eine neue Offensive mit Kampfflugzeugen in den Regionen Sinjar, Hakurk und Kandil gestartet. Türkische Militärkreise hatten als Motiv der Angriffe die Verfolgung von Kämpfern der kurdischen PKK genannt, die in der Türkei als "terroristische Vereinigung" bezeichnet wird.

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