Frauen in Deir ez-Zor organisieren sich in Kommunen
In der Kleinstadt al-Kasrah im Distrikt Deir ez-Zor führen die
Frauen aus der Kommune Şehîd Mihened Ilêwî den Kampf gegen die
patriarchale Mentalität und die sozialen Hinterlassenschaften des IS.
Mit der Revolution von Rojava hat sich die Rolle der Frau in Nord- und Ostsyrien deutlich verändert. Diese Revolution ist jedoch noch nicht abgeschlossen, Frauen kämpfen weiterhin in selbstorganisierten Strukturen gegen die vorherrschende patriarchale Haltung. Sie organisieren sich in Räten und führen die Selbstorganisierung der Gesellschaft an. Dieser Prozess der Emanzipation und Befreiung erfasst auch gerade Orte, die vor kurzem noch unter der Schreckensherrschaft des sogenannten Islamischen Staat (IS) gestanden haben, wie die Kleinstadt al-Kasrah im Distrikt Deir ez-Zor. Einer der ersten Frauenbasisräte, die sich dort nach der Befreiung am 27. Juli 2018 organisiert hatten, ist die „Kommune Şehîd Mihened Ilêwî”.
Physische und psychische Befreiung
Seit der Befreiung sind Tausende Menschen in die Region zurückgekehrt und die Frauen begannen, sich in Kommunen zu organisieren. Mittlerweile gibt es im Distrikt Deir ez-Zor 23 Frauenkommunen, welche als Basisräte Hilfsleistungen für Bedürftige organisieren. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der lokalen Verteidigung und der demokratischen Willensbildung und kämpfen gegen die patriarchale Mentalität und ihre sozialen Konsequenzen. Muna al-Khalaf arbeitet in der Leitung der Kommune Şehîd Mihened Ilêwî. Sie sagt, von Beginn ihrer Arbeit an war es das Ziel der Kommune, mit der Befreiung der Stadt auch die physische und psychische Befreiung von Frauen zu erkämpfen. Vor diesem Hintergrund haben sich viele Frauen der Selbstorganisierung angeschlossen.
Unser Erfolg liegt in der Bildungsarbeit
„Die Frauen in den Dörfern und Städten haben sich schnell organisiert. Sie haben durch die Kommunen ein Bewusstsein über Verteidigung, Gesundheit und Bildung entwickelt. Die Kommunen bestehen ausschließlich aus Frauen. Unser Erfolg liegt in unserer Bildungsarbeit. Wir haben spezielle Seminare für aus den Händen des IS befreite Frauen durchgeführt und die Probleme der Frauen in der Region ermittelt und entsprechende Lösungsmodelle entwickelt.“
„Wir haben damit begonnen, die patriarchale Mentalität zu zerschlagen“
Muna berichtet über ihre Arbeit: „Wir haben die Frauen immer wieder besucht. Diese Besuche brachten schnell positive Ergebnisse. Wir haben damit begonnen, die patriarchale Mentalität zu zerschlagen.“ Saida Ahmad aus dem Bildungskomitee der Kommune erklärt: „Die Bevölkerung von Deir ez-Zor ist nach außen hin verschlossen. Das IS-Denken hat immer noch einen Einfluss auf die Gesellschaft. Wir bemühen uns darum, diese Mentalität zu durchbrechen. Wenn wir das schaffen, wird unsere Arbeit leichter. Mit der mentalen Selbstbefreiung der Frauen wird auch die Gesellschaft befreit. Aus diesem Grund arbeiten wir intensiv mit den Frauen.“
Arbeitsplätze für 250 Frauen
Ein wichtiges Standbein der Frauenbefreiung ist die Schaffung ökonomischer Unabhängigkeit. Die Kommunen arbeiten über ihre Ökonomiekommissionen am Aufbau von Kooperativen und anderen Formen des selbstorganisierten Arbeitens. Bisher konnte die Kommune 250 Arbeitsplätze für Frauen schaffen.
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