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Camp Hol: Ezidisches Kind aus IS-Gefangenschaft befreit


Im nordostsyrischen Camp Hol ist ein ezidisches Kind aus der IS-Gefangenschaft befreit worden. Die Zehnjährige wurde im August 2014 aus Şengal verschleppt und seitdem als Sklavin missbraucht.

Eine Zehnjährige, die im Camp Hol in Nordostsyrien von Anhängerinnen der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) als Kindersklavin gefangen gehalten wurde, ist befreit worden. Das Mädchen, Melike Saed D., überlebte den IS-Überfall auf die Şengal-Region in Südkurdistan (Nordirak) am 3. August 2014, wurde verschleppt und gewaltsam in einen IS-Haushalt nach Syrien überführt. Auch ihre Mutter und ein Bruder des Mädchens wurden entführt.
Dass es nun befreit werden konnte, ist den akribischen Recherchen der Lager-Verwaltung zu verdanken. Diese vermutet noch hunderte ezidische Frauen und Kinder im Hol-Camp, die von weiblichen Angehörigen der Terrororganisation IS als Sklavinnen gehalten werden. Nach Angaben von Mehmud Reşo aus dem Vorstand des Mala Êzîdiyan (Ezidisches Haus) der Cizîrê-Region in Hesekê, einer Einrichtung, die sich der Suche nach den verschleppten Ezid*innen aus Şengal verschrieben hat, gelten noch fast 3000 von ihnen als vermisst. „Wir konnten im Camp Hol bisher 54 ezidische Frauen und 179 ezidische Kinder befreien, gehen allerdings von weit mehr Verschleppten im Lager aus.“ Ein Problem, das die Suche nach den Betroffenen erschwere, sei die jahrelange körperliche und seelische Misshandlung, die dazu führte, dass viele der Kinder aus Şengal kaum oder gar nicht mehr ihre Muttersprache beherrschen, sagt Reşo. Viele waren bei ihrer Entführung zudem zu jung, um sich an ihre Herkunft oder die Namen ihrer Eltern zu erinnern. Das erschwere sie als Eziden zu identifizieren. „Ein weiteres Problem stellt die Terrorherrschaft der IS-Frauen im Camp dar. Viele Betroffene trauen sich gar nicht, ihre ezidische Identität zu signalisieren.“
Vater und Bruder getötet, Schicksal der Mutter ungewiss
Melike Saed D. kann sich an den Tag des Genozids erinnern. In einem Gesprächsprotokoll mit Verantwortlichen des Hol-Camps heißt es: „Als der IS vor etwas mehr als fünf Jahren Şengal angegriffen hat, wurde mein Vater von den Söldnern ermordet. Ich, meine Mutter und mein Bruder Ridwan wurden zuerst in ein großes Haus gebracht. Von dort aus ging es mit dem Auto weiter nach Hajin in Deir ez-Zor. Nach etwa einem Jahr starb mein Bruder bei der Bombardierung des Hauses, in dem wir uns aufhielten. Mich brachte man in ein Krankenhaus. Nach der Behandlung nahm mich eine IS-Frau zu sich. Bis wir hierher (Camp Hol, Anm. d. Red.) gebracht wurden, hielt ich mich bei ihr auf. Diese Frau stammte aus Homs in Syrien.“
Die zehnjährige Melike befindet sich noch im Mala Êzîdiyan, wo sie medizinisch und psychologisch betreut wird. Sobald Verwandte ermittelt werden, soll das Mädchen nach Şengal zurückkehren.
IS-Überfall auf Şengal
Am 3. August 2014 wurde das ezidische Volk mit dem Einfall des Islamischen Staates in Şengal einem weiteren Völkermord, dem 74. Ferman, überlassen. Wer sich retten konnte, flüchtete in die Berge. Auf dem Weg dorthin verdursteten unzählige Kinder und ältere Menschen. Wer es nicht mehr aus der Stadt schaffte, wurde vom IS bestialisch ermordet. Tausende junge ezidische Frauen wurden entführt und auf den Sklavenmärkten des IS verkauft, misshandelt und vergewaltigt. Mehr als 12.000 Menschen wurden nach UN-Angaben ermordet, über 400.000 aus ihrer Heimat vertrieben. Etliche Frauen, Männer und Kinder werden bis heute vermisst.

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