Demonstration gegen türkische Kriegsverbrechen in Aleppo
In Aleppo sind Tausende Menschen im kurdischen Viertel Şêxmeqsûd
zusammengekommen, um gegen die von der Türkei in Nordsyrien verübten
Kriegsverbrechen zu protestieren.
In Aleppo haben heute Tausende Menschen gegen die Kriegsverbrechen protestiert, die der Nato-Partner Türkei in Nordsyrien verübt. Zuletzt waren vor zwei Tagen zehn Schutzsuchende aus Efrîn bei einem türkischen Artilleriebeschuss auf Tel Rifat im Kanton Şehba ums Leben gekommen. Acht der Opfer waren Kinder im Alter zwischen drei und 15 Jahren.
Die Demonstration startete am Nachmittag im Zentrum von Şêxmeqsûd (Scheich Maksud), ein überwiegend von Kurdinnen und Kurden bewohntes Stadtviertel von Aleppo. Viele der Teilnehmenden trugen Transparente mit Fotos der Opfer des Massakers und riefen Parolen, mit denen die internationale Gemeinschaft aufgefordert wurde, gegen die völkerrechtswidrigen Angriffe des türkischen Staates in Syrien zu handeln.
Am Şehîd-Destîna-Platz mündete der Protest in eine Großkundgebung. Suad Hesen aus der Koordination der Bewegung für eine demokratische Gesellschaft (Tevgera Civaka Demokratîk, TEV-DEM) rief in einem Redebeitrag zur „totalen Mobilisierung“ gegen die Verbrechen der Türkei auf. Mihemed Heci von der Zukunftspartei Syriens stellte fest, dass sich die Invasoren mit dem Massaker von Tel Rifat einer weiteren Verletzung der Menschenrechte schuldig gemacht haben. „Jede Person muss jetzt aktiv werden, damit wir die Besatzer stoppen können“, forderte der Politiker.
Şêxmeqsûd
Das im Norden von Aleppo liegende Viertel Şêxmeqsûd ist eigentlich die Bezeichnung einer ganzen Region. Zu dieser Region gehören die Viertel Şerqî, Xerbî und Maruf. An sie grenzt das überwiegend von Kurd*innen bewohnte Eşrefiye-Viertel. Der Ort hatte vor dem Krieg knapp 400.000 Einwohner*innen. Momentan leben hier in etwa 100.000 Menschen. Da es der höchste Punkt von Aleppo ist, hat Şêxmeqsûd eine hohe, strategische Relevanz. Aleppo kann von vielen Stellen der Region aus der Vogelperspektive betrachtet werden. Aufgrund dessen wurde Şêxmeqsûd unzählige Male sowohl vom Regime als auch von salafistischen Rebellengruppen angegriffen.
Als 1915 im Zuge des Genozids am armenischen Volk durch das Osmanische Reich unzählige Menschen zusammengetrieben und auf Todesmärsche über unwegsames Gebirge in Richtung Aleppo geschickt wurden, ist das Viertel Şêxmeqsûd für die Überlebenden der jungtürkischen Gräueltaten ein sicherer Hafen geworden. So wie der Ort damals den Armenier*innen seinen Schutz bot, ist Şêxmeqsûd seit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges neben den Kurd*innen ein Zufluchtsort für das arabische, turkmenische, aramäische, assyrische und armenische Volk und bietet den Menschen Schutz vor den Schergen des Regimes und den dschihadistischen Banden.
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