Syrisch-kurdische Zivilgesellschaft fordert EU-Initiative in Nordost-Syrien
Zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen aus
dem kurdisch geprägten Nordosten Syriens fordern die Internationale
Gemeinschaft und insbesondere die EU-Staaten auf, die Zivilbevölkerung
vor der türkischen Offensive zu schützen. Währenddessen dauern die
Fluchtbewegungen an.
Die Angriffe dauern bislang an. Weiterhin fliehen Zehntausende Menschen aus den attackierten Gebieten innerhalb der türkisch-syrischen Grenzregion. Die unterzeichnenden Organisationen – darunter unsere Partner*innen von Sawiska und PEL – rufen die EU-Staaten auf, die türkische Offensive zu stoppen, die Menschenrechtsverletzungen zu ahnden, die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu garantieren und die Rückkehr der Geflüchteten zu ermöglichen.
Deutsche Initiative: Aktuell viele Fragezeichen Die von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer vorgeschlagenen Pläne für eine internationale Schutzzone sind weiterhin mit sehr vielen offenen Fragen behaftet, unter anderem mit der Frage nach einem UN-Mandat. Auch da nach dem Rückzug der USA bereits Truppen des Assad-Regimes und Russlands in die Region vorgerückt sind, wäre jedes europäische Engagement im Nordosten Syriens von Russland abhängig. Da Russland zusammen mit Assad schwerste Kriegsverbrechen verübt hat und in der Region Idlib tagtäglich weitere verübt, wäre eine solche Kooperation sehr problematisch.
Massive Unsicherheit in türkisch kontrollierten Gebieten
Zugleich bleibt vielen Menschen in Nordost-Syrien nicht viel anderes übrig als darauf zu hoffen, dass eine europäisch bzw. international verantwortete Schutzzone die Zivilbevölkerung schützt. In der kurdisch geprägten Region Afrin, die die Türkei schon Anfang 2018 einnahm, sowie in den im Rahmen der „Operation Euphrates Shield“ von der Türkei kontrollierten Gebieten (nördliches Umland von Aleppo) herrschen Willkür und Gewalt.Die dort präsenten pro-türkischen Milizen werden von der Zivilbevölkerung extrem gefürchtet, und zwar nicht nur von Kurd*innen. Partner*innen von Adopt a Revolution, die zum Teil aus Süddamaskus vertrieben wurden und jetzt bei Azaz und al Bab arbeiten, berichten uns immer wieder von willkürlichen Übergriffen gegenüber Zivilist*innen (Entführungen, Folter, Erpressungen) und gezielten Repressionen gegen zivile Aktivist*innen.
Abschiebungen aus der Türkei
Die Konflikte in den von der Türkei kontrollierten Gebieten werden bereits jetzt durch die Ansiedlung von Geflüchteten angeheizt. So wurden etwa Geflüchtete aus Ost-Ghouta in Afrin in Häusern untergebracht, aus denen zuvor kurdische Familien in den Nordosten vertrieben wurden.Dass die Türkei anstrebt, in den von ihr eingenommenen Gebieten im Nordosten Syriens Geflüchtete abzuschieben, weckt daher auf allen Seiten Angst: Seitens vertriebener Einwohner*innen der von der Türkei eroberten Orte im Nordosten wie auch seitens von Geflüchteten, die in der Türkei Zuflucht gefunden haben und jetzt Abschiebungen fürchten. Die illegalen Abschiebungen aus der Türkei nach Syrien belegt jetzt auch ein Bericht von Amnesty International. Die Betroffenen werden teils nach Idlib abgeschoben, eine von der dschihadistischen HTS kontrollierten, laufend von Russland und dem Assad-Regime bombardierten Region.
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