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Camp Hol: Schutzsuchender mit Messerstichen verletzt


Im Camp Hol in Nordostsyrien ist ein irakischer Schutzsuchender mit 38 Messerstichen lebensgefährlich verletzt worden. Unter Tatverdacht stehen IS-Anhängerinnen. 


Im Camp Hol (al-Haul) bei Hesekê im Nordosten Syriens ist ein Schutzsuchender aus dem Irak mit 38 Messerstichen lebensgefährlich verletzt worden. Der 23-jährige Hassan Jameel wurde am Samstag verletzt im Camp vorgefunden und wird im Gesundheitszentrum behandelt. Wie Sicherheitskräfte vor Ort mitteilten, stehen Anhängerinnen der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) unter Tatverdacht.
Das Camp Hol im syrisch-irakischen Grenzgebiet ist so groß wie eine Stadt. Mehr als 71.000 Menschen sind dort untergebracht, unter ihnen rund 55.000 IS-Anhänger mit ihren Frauen und Kindern aus fast 50 Ländern, darunter auch Deutsche. In den Bereichen eins, zwei und drei der insgesamt sieben Abschnitte befinden sich Menschen aus Mosul, die 2014 vor dem IS geflohen sind. Im Bereich vier befinden sich syrische Binnenflüchtlinge. In den übrigen Bereichen fünf, sechs und sieben werden IS-Dschihadisten festgehalten und im Abschnitt „Muhadschirat“ die Familien der ausländischen Dschihadisten.
Von einem „kleinen IS-Staat“ in dem Lager wird schon länger gewarnt. Der Generalkommandant der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD), Mazlum Abdi, verglich die Situation in dem Camp mit einer „explosionsbereiten Bombe“. Die von IS-Anhängerinnen gegründete „Religionspolizei” (Hisba) versucht, ihre tyrannische Herrschaft im Lager aufrechtzuerhalten und schreckt auch nicht vor Konfrontationen mit den Sicherheitskräften zurück. Bereits seit Monaten kommt es in Hol immer wieder zu Gewaltvorfällen. Am 27. Juni wurde der Leichnam der schwangeren indonesischen Staatsbürgerin Soder Mini gefunden, zwei Tage zuvor tötete eine aserbaidschanisch-stämmige IS-Dschihadistin ihre 14-jährige Enkeltochter. Am 5. September wurde eine junge irakische Frau von IS-Dschihadisten, die sich verschleiert in das Camp eingeschmuggelt hatten, ermordet. Am 3. Oktober erstachen IS-Anhängerinnen einen Schutzsuchenden aus al-Bab.
Es besteht dringender Bedarf, gegen die im Camp verbreitete IS-Ideologie vorzugehen. Die Autonomieverwaltung Nord- und Ostsyriens wird allerdings mit dem Problem alleingelassen. Während sich im Zuge des Kampfes gegen den Terror mehr als 60 Länder zur internationalen Koalition gegen den IS zusammenschlossen, um die Dschihadistenmiliz zu bekämpfen, scheint keines von ihnen daran interessiert zu sein, den Frieden zu sichern, in den Wiederaufbau der Gebiete zu investieren, aus denen der IS vertrieben wurde oder sich um die zehntausenden Mitglieder und Anhänger*innen der Miliz zu kümmern, die bei der Zerschlagung der IS-Territorialherrschaft gefangengenommen wurden. Weder unternehmen die Länder der Anti-IS-Allianz Anstrengungen, ihre Staatsbürger*innen zurückzunehmen, noch finden sie Mittel, um vor Ort die einen zu rehabilitieren und die anderen zu bestrafen. Auch Appelle der nordostsyrischen Selbstverwaltung an die internationale Staatengemeinschaft und Organisationen wie die Vereinten Nationen, einem Wiedererstarken des IS angesichts der türkischen Invasion mit sofortigem Handeln entgegenzusetzen, bleiben weiterhin unerhört. Fast 800 Dschihadisten war bei gezielten Angriffen des Nato-Partners Türkei und dessen islamistischer Proxy-Armee auf Gefängnisse mit inhaftierten IS-Mitgliedern die Flucht gelungen.

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